Zürich/Barcelona/Madrid - Der Internationale Fußballverband (FIFA) hat den FC Barcelona am Mittwoch wegen Transfers von minderjährigen Spielern mit einem Transferverbot und einer Geldstrafe von 450.000 Schweizer Franken (rund 370.000 Euro) belegt. Zwei volle Wechselperioden, also die gesamte kommende Saison, darf Barca somit keine neuen Spieler verpflichten. Damit können die Katalanen, die allerdings Einspruch einlegen werden, erst am 1. Juli 2015 wieder auf dem Markt aktiv werden.
Zehn minderjährige Spieler
"Die Ermittlungen betrafen mehrere minderjährige Spieler, die über verschiedene Zeiträume zwischen 2009 und 2013 beim Verein registriert waren und mit diesem an Wettbewerben teilnahmen", hieß es in der FIFA-Erklärung. Dem spanischen Meister werden demnach Verstöße gegen die internationalen Transferbestimmungen im Fall von zehn minderjährigen Spielern vorgeworfen. Erst wenn ein Fußballer mindestens 18 Jahre alt ist, darf er laut Artikel 19 des Reglements international transferiert werden.
Strafe gegen spanischen Verband
Auch der spanische Verband (RFEF) wurde von der FIFA-Disziplinarkommission in der Causa für schuldig befunden und mit einer Strafe von einer halben Million Franken (rund 410.000 Euro) sanktioniert. Der RFEF, der wie Barcelona überdies einen Verweis von der FIFA erhielt, muss nun innerhalb eines Jahres sein Regelwerk und das bestehende System bezüglich des internationalen Transfers von Minderjährigen den geltenden Bestimmungen anpassen.
Schutz vor Ausbeutung und Missbrauch
Barcelona wurde von der FIFA angewiesen, die Situation aller fraglichen minderjährigen Spieler binnen 90 Tagen zu legalisieren. Die Disziplinarkommission betonte, dass die FIFA den Schutz Minderjähriger im Fußball "sehr ernst" nehme, weil "junge Spieler in einem fremden Land ohne angemessenen Schutz Opfer von Ausbeutung und Missbrauch werden könnten". Dieser Schutz für Fußballer unter 18 Jahren zählt zu den Grundsätzen einer Vereinbarung, die FIFA, UEFA und Europäische Kommission im Jahr 2001 getroffen haben.
Fragezeichen hinter Goalie-Transfer
Durch die Strafe ist nun der Transfer von Mönchengladbach-Tormann Marc-Andre ter Stegen in Gefahr, der im Sommer zu Barca wechseln will. Sollte der 21-Jährige aber bereits einen Vertrag unterschrieben haben, würde die FIFA-Sanktion nicht greifen. Barcelona könnte außerdem per Einspruch eine Aufschiebung des Transferverbots erwirken.
Verhaltene Reaktion
Die Reaktion auf die FIFA-Strafe fiel bei den Katalanen überraschend undramatisch aus. "Wir sehen die Sache gelassen", zitierte die Sporttageszeitung "As" in ihrem Onlineportal einen Barcelona-Verantwortlichen. "Wir haben 90 Tage Zeit, unsere Position darzulegen und zu erläutern, weshalb wir diese Spieler verpflichtet haben."
Einspruch angekündigt
Noch am Mittwoch wurde klar, dass Barca Einspruch einlegen wird. "Unsere Schule zur Ausbildung von Nachwuchsfußballern ist weltweit ein Vorbild", sagte ein Vereinssprecher des spanischen Meisters der Nachrichtenagentur EFE. Das Reglement, auf das sich der Weltverband berufe, stelle das Modell der Ausbildung von Talenten infrage.
Ein typisches Beispiel sei Lionel Messi. Nach den FIFA-Normen hätte der Argentinier nicht in der Barca-Schule "La Masia" ausgebildet werden können. Der Club plädierte dafür, für die Fußballschulen - ähnlich wie für die Stadien - Standards aufzustellen, deren Einhaltung die FIFA überwachen könne.
17-Jähriger von Zagreb nach Barcelona
Erst vor einer Woche hatte man sich die Dienste des europaweit umworbenen kroatischen Jungstars Alen Halilovic für eine Ablösesumme von 2,2 Millionen Euro gesichert. Der 17-jährige Mittelfeldspieler von Dinamo Zagreb dürfte seinen Fünfjahresvertrag jedoch bereits unterschrieben haben und somit aus dem Schneider sein. (APA, 2.4.2014)