Foto: A1

Die Meldung sorgte für Schlagzeilen: Ein Vorarlberger Student bekam von A1 eine Handyrechnung in Höhe von rund 17.134 Euro. Dem jungen Mann wurde sein Handy in Barcelona gestohlen, innerhalb kurzer Zeit soll er 200 Stunden telefoniert haben.  A1 bestand auf der Zahlung, bot aber  einen Nachlass von 20 Prozent an  – damit hätte er noch immer rund 14.000 Euro bezahlen müssen.

Nach zahlreichen Medienberichten und lautstarker Kritik auf Facebook und Twitter reagierte A1 am Montagnachmittag. Der Mobilfunker hat sich entschlossen "für den aktuellen Fall in Kulanz den offenen Betrag auf eine Summe von 500 Euro zu reduzieren", so Firmensprecherin Livia Dandrea-Böhm zum WebStandard.

Anwalt forderte Entschuldigung

Der Vorarlberger Student will auf das Kulanzangebot nur dann eingehen, wenn A1 zur Auflösung seines Vertrags "per Saldo aller wechselseitigen Ansprüche" sowie zu einer Entschuldigung bereit ist. Das gab am Montagabend sein Rechtsanwalt Helgar Schneider in einer Aussendung bekannt. 

"Schockrechnung"

Man sei am Nachmittag von A1 durch eine E-Mail vom Kulanzangebot informiert worden, die nur einen einzigen Satz umfasst habe. Die Mobilfunkgesellschaft habe in der heutigen Presseaussendung "nicht einmal ansatzweise dargelegt, was sie unternehmen wird, um hinkünftig solche Betrugsfälle zu verhindern". So könne es seinem Mandanten, wie auch jedem anderen A1-Kunden, wieder passieren, mit einer solchen "Schockrechnung" konfrontiert zu werden, bemängelte der Anwalt. Schneider forderte zudem, dass sich der Mobilfunkbetreiber bei dem Vorarlberger für sein Verhalten entschuldigt. Sein Mandant habe "massiv unter dem enormen Druck" des Unternehmens gelitten.

Regelung bei Kreditkartenunternehmen

Sollte sich A1 dazu nicht bereit erklären, werde der Student keine Zahlung leisten und "sich bei Gericht bis zuletzt gegen eine (angebliche) Zahlungspflicht wehren". Dann soll eine gerichtliche Entscheidung erreicht werden, auf die sich andere Kunden berufen könnten. Man hoffe, dass A1 nun Konzepte ausarbeite, um den SIM-Kartenbetrug durch Parallelschaltungen künftig zu verhindern und den Informationsfluss aus dem Ausland im Fall eines Missbrauchs zu beschleunigen. Er trete für eine an die Regelung bei Kreditkartenunternehmen angelehnte Lösung ein, hier hafte der Kunde nur bei grober Fahrlässigkeit oder Vorsatz voll.

Hohe Kosten

A1 rechtfertigte darin auch die rund drei Stunden, die bis zur Sperre der SIM-Karte vergingen. Man habe das Handy des Vorarlbergers sofort gesperrt, nachdem die hohen Kosten im System sichtbar geworden seien. Leider habe es drei Stunden gedauert, bis A1 die Informationen des spanischen Mobilfunkbetreibers erhalten habe. In der kurzen Zeit seien bereits die hohen Kosten entstanden.

Kein Einzelfall

Der Fall des Studenten ist ein kein Einzelfall, wie Daniela Andreasch von der Rundfunk & Telekom Regulierungs-GmbH (RTR) sagt. "Uns sind einige Fälle aus Barcelona bekannt."  Betroffenen rät sie, sich an die RTR zu wenden, die dann ein sogenanntes Schlichtungsverfahren einleitet. Zuvor muss man allerdings die Rechnung bei seinem Mobilfunker beinspruchen.

Verschiedene Methoden

Die Betrüger setzten auf verschiedene Methoden, um Gebühren in die Höhe schnellen zu lassen,  erklärt Andreasch.  Sie nutzen etwa Konferenzanrufe, Rufumleitungen oder sogenannte SIM-Boxen. Mit Sim-Boxen (GSM  Gateways) können Mobilfunkanschlüsse  via Telefonanlagen oder Festnetz-Telefone genutzt werden.  Im Fall des Studenten sei die hohe Summe durch sogenannte Parallelschaltungen erreicht worden, die über technische Einrichtungen sofort unzählige, gleichzeitige Verbindungen ins Ausland aufbauten. Diese würden dann über Verträge zwischen den einzelnen Telefongesellschaften im Ausland abgerechnet.

Politik reagiert

In Aussendungen nahmen auch die Europaabgeordnete Josef Weidenholzen (SPÖ) und Paul Rübig (ÖVP) zu dem Fall Stellung. Sie fordern mehr Schutz für Konsumenten. (sum, 31.3. 2014)