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Wien - Rückschlag auf dem Weg zum "Umwelt-Vorreiter", zu dem Landwirtschafts- und Umweltminister Andrä Rupprechter (ÖVP) Österreich machen will: Bei der Luftverschmutzung verfehlt Österreich die Zielwerte der Europäischen Union klar und rangierte 2012 - dem Jahr mit den jüngsten verfügbaren Daten - auf dem Platz des Vize-Europameisters.

Nur das flächenmäßig ebenfalls kleine Luxemburg durchbrach den in den "Emission Ceilings" der EU-Mitgliedsstaaten festgelegten Plafonds bei Stickoxiden (NOx) noch deutlicher, nämlich um 55 Prozent (siehe Grafik). Hinter Österreich rangieren laut der der Europäischen Umweltagentur (EUA) Deutschland, Frankreich, Belgien, Irland, Malta, Spanien und Slowenien. Sie alle haben anhaltende Probleme, ihre selbstgesteckten Ziele zu erreichen, attestiert die EUA, verfehlten sie die NOx-Emissionslimits seit 2010 doch jedes Jahr. Bei Dänemark und den Niederlanden ist eine gewisse Verbesserung spürbar, sie verfehlten ihre nationalen Stickstoffziele zuletzt 2010.

Limits sollten bis 2010 erreicht werden

Zur Erinnerung: Die nationalen Emissionslimits (NEC) sollten von den EU-Mitgliedsländern bis 2010 erreicht werden, und zwar in vier verschiedenen Verschmutzungskategorien: Stickoxide (NOx), Schwefeldioxid, Ammoniak und Nicht-Methan-Kohlenwasserstoffe. Laut der Frühanalyse der EU-Umweltagentur haben elf Länder mindestens eines der vier selbstgesteckten Schadstofflimits nicht eingehalten. 2010 waren es nur zehn Länder gewesen. Wie in den vergangenen Jahren war der am häufigsten überschrittene Deckel jener bei Stickoxiden, während neun Länder ihre angestrebten Levels erreichten.

Vierzig Prozent der gesamten Stickoxid-Emissionen in der Europäischen Union werden laut EUA vom Straßengüterverkehr verursacht. Die Transportwirtschaft ist damit unverändert einer der Hauptgründe für die massiven Überschreitungen.

Reduktionen nicht erreicht

"Reduktionen in diesem Sektor sind in den vergangenen zwei Dekaden nicht in dem Ausmaß erreicht worden wie ursprünglich angestrebt", schreibt die EUA in ihrem jüngst veröffentlichten Schnelltest zum Thema Luftverschmutzung und drängt die Luftsünder zu Maßnahmen.

"Ausgeprägtes Problem"

"Luftverschmutzung ist nach wie vor ein sehr ausgeprägtes Problem", sagt EEA-Generaldirektor Hans Bruyninckx unter Hinweis auf die hohen Konzentrationen von verschmutzter Luft in großen Teilen Westeuropas. Europa müsse dringend Verbesserungen herbeiführen, am besten durch Absenkung des Schadstoffausstoßes. Neue Technologien könnten dabei helfen, aber es brauche auch Mut und Entschlossenheit, etwa indem Alternativen zum Autoverkehr forciert werden.

Auch nach Schadstoffklassen ist Österreich in schlechter Gesellschaft. Zwar gibt es noch ärgere Sünder - Dänemark und Finnland haben gleich zwei Grenzwerte (NOx und Ammoniak (NH3) überschritten -, in absoluten Zahlen stechen die Werte aus Wien und Luxemburg aber heraus. Der Stickoxid-Ausstoß in Österreich übertraf die Deckelung mit 37 Prozent zwar nicht mehr so stark wie 2010, wo es noch 44 Prozent waren. Echte Verbesserung sieht vor dem Hintergrund des anziehenden Wirtschaftswachstums und damit höheren Straßengüterverkehrsaufkommens aber anders aus. Insgesamt, konstatiert die EUA, die im Juni weitere Auswertungen präsentieren will, seien die Emissionen in der EU in allen vier Luftverschmutzungskategorien von 2011 auf 2012 rückläufig gewesen. Dennoch seien die meisten Stadtbewohner Europas Luftverschmutzung ausgesetzt - über den von der Weltgesundheitsorganisation empfohlenen Werten.

Luftverschmutzung ist nicht das einzige Klimaschutz-Thema, bei dem Österreich vom Weg abgekommen ist. Zwar ist der Kohlendioxid-Ausstoß 2012 um 2,7 Millionen Tonnen oder 3,3 Prozent gesunken. Das Kioto-Ziel wurde mit einem Gesamtausstoß von 415,9 Millionen Tonnen in der Periode 2008 bis 2012 aber deutlich überschritten. Ursprünglich wollte man 13 Prozent weniger Schadstoffe als im Jahr 1990 produzieren. Um die Kioto-Verpflichtung zu erfüllen, kaufte die Republik Verschmutzungsrechte für knapp 70 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalenz um 500 Millionen Euro. (ung, DER STANDARD, 31.3.2014)