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Der Polizei vor dem Bundeskanzleramt vertraut die Bevölkerung mehr als den Politikern drinnen

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Auf wen man sich verlassen kann.

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Linz - Gemessen an der eigenen Familie, erscheint alles unzuverlässig. Und manchem Familienstreit und hohen Scheidungsraten zum Trotz, trauen nur acht Prozent der Österreicher ihrer Familie nicht zu, mit ihren Problemen fertig zu werden. Nicht wesentlich dahinter rangiert der eigene Freundeskreis: 94 Prozent wissen, wofür die eigene Familie steht, 87 Prozent sagen das von ihrem Freundeskreis. Und 85 Prozent trauen dem Freundeskreis auch zu, seine Probleme und Herausforderungen zu meistern.

Am anderen Ende der Skala steht die EU: Nur 15 Prozent glauben zu wissen, wofür die EU steht, nur 13 Prozent attestieren ihr Problemlösungsfähigkeit. "Dahinter steht eine generelle Politikskepsis - wir haben im Dezember, vor der Regierungsbildung dieselben Fragen auch in Bezug auf die Bundesregierung gestellt und noch negativere Antworten bekommen", sagt David Pfarrhofer vom Linzer Market-Institut. Da sich die Antworten auf die damalige Regierung beziehen, hält er eine Veröffentlichung für nicht seriös - obwohl er Zweifel hegt, dass sich das Vertrauen in die Regierung deutlich gebessert hätte.

Nur jeder Dritte weiß, wofür die gewählte Partei steht

Für einen guten Indikator hält er allerdings, dass nur jeder dritte Wahlberechtigte von der Partei, die er bei der Nationalratswahl gewählt hat, weiß, wofür sie steht.

Allerdings gibt es hier starke Unterschiede zwischen den Wählerschaften der einzelnen Parteien: Die Wähler von Neos, Grünen und FPÖ halten ihre Parteien für wesentlich verlässlicher als das die Wähler der Regierungsparteien tun. "Das ist ein Phänomen, das mit der Koalition zusammenhängt: Wenn man eine Partei wie SPÖ oder ÖVP gewählt hat, die mit einer anderen zusammenarbeitet, die in vielen Punkten etwas ganz anderes will, dann kann man sich eben nicht auf die versprochene Linie verlassen. Und Problemlösungskompetenz wird solchen Koalitionspartnern erst recht nicht zugebilligt", sagt Pfarrhofer.

FPÖ kein Problemlöser

Allerdings erwartet auch die Mehrheit der FPÖ-Wähler von ihrer Partei keine Problemlösungen.

Relativ hohes Vertrauen genießen auch Polizei und Bundesheer, wobei die Problemlösungskompetenz deutlich geringer eingeschätzt wird als das Vertrauen. Auffallend ist, dass die Justiz und die Beamtenschaft im Allgemeinen viel schlechtere Noten erhalten.

Ähnlich geht es der Kirche: Der Heilige Vater wird zwar von 57 Prozent als verlässlich eingeschätzt, die katholische Kirche aber nur von 20 Prozent. So ist auch zu erklären, dass 58 Prozent glauben, dass Papst Franziskus die Probleme in seinem eigenen Bereich nicht lösen kann. (Conrad Seidl, DER STANDARD, 31.3.2014)