Vor fünfzehn Jahren habe ich als Kurator die Eröffnungsausstellung des Essl-Museums in Klosterneuburg betreut. Bis dahin hatte ich das Sammlerpaar schon recht gut kennengelernt. In unseren Gesprächen spürte ich außerordentlichen Enthusiasmus, einen Einsatz für die Gegenwartskunst, der mich immer beeindruckt hat - auch weil er stets Abstand von künstlerischen Moden hielt. Wenn die beiden etwas mögen, dann steckt echtes Interesse dahinter. Vielleicht haben sie es manchmal mit ihren Käufen ein wenig übertrieben, aber das lag eben an ihrem Enthusiasmus. Ich finde, wir sollten für ihre Sammlung dankbar sein.

Es geht nicht darum, ihre Auswahl in allen Punkten zu mögen. Es gereicht den Essls zur Ehre, dass sie nie vor dem, was man gemeinhin Fehler nennt, zurückschreckten. Meistens taten sie das Richtige, die erste Ausstellung überraschte alle. Die Sammlung erwies sich als stimmig und vielfältig. Es wurde deutlich, dass sie einen konzentrierten und wichtigen Überblick über die Kunst (Malerei) in und um Österreich bietet. Was sie an internationalen Künstlern enthält, sind Werke, die in ihrer Grundhaltung der österreichischen Kunst verwandt sind. Diese Eigenart hatte die Sammler bei ihrer Auswahl internationaler Werke beeinflusst. Deshalb sind die Entscheidungen gültig, die Werke tragen zum Zusammenhalt der Sammlung bei.

Wenn sie, was der Himmel verhüten möge, zerstreut wird, welches andere österreichische Museum könnte diese Kunst in solcher Vielfalt zeigen? Die Sammlung ist sehr groß, kleinere Museen im Land könnten aus dem Bestand unterstützt werden - wenn der Staat die Sammlung erwirbt. (Rudi H. Fuchs, DER STANDARD, 29.3.2014)