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Abdel Fattah al-Sisi will Präsident werden.

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Herausforderer Hamdin Sabbahi.

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Mit einem Kursanstieg, wie ihn die Händler selten gesehen hatten, reagierte die Börse in Kairo auf die Ankündigung von Abdelfattah al-Sisi, das Rennen um die Präsidentschaft aufzunehmen. Diese Euphorie der Anleger war ein Spiegelbild der überschwänglichen Reaktionen. Eine bekannte Richterin gestand, sie habe Tränen in den Augen gehabt, als Sisi von seiner Uniform, die er ablegen müsse, sprach. Der Kolumnist Mustafa Bakri, einer der vehementesten Unterstützer des Ex-Armeechefs, meinte, mithilfe des Volkes sei Sisi in der Lage, auch das Unmögliche zu schaffen, während Amr Moussa, Ex-Sekretär der Arabischen Liga, erklärte, er vertraue auf Sisis Qualitäten als Staatsmann.

Der wahrscheinlich einzige Konkurrent um das höchste Amt im Staat, Hamdin Sabbahi, begrüßte Sisis Kandidatur und drückte seine Hoffnung auf faire und transparente Wahlen aus und dass das staatliche Fernsehen auch ihm die Möglichkeit einräume, seine Bewerbung dem Volk in einer TV-Ansprache vorzustellen.

Kritisch äußerte sich ein Sprecher der moderat islamistischen Partei "Starkes Ägypten", die stets gegen jede Verquickung von Armee und Politik gekämpft hatte. Er meinte, Sisi sei Teil der aktuellen Krise und werde nie Teil der Lösung sein. Für die entmachteten Muslimbrüder ist die Kandidatur Sisis das explizite Eingeständnis, dass die Armee von langer Hand einen Putsch gegen die Legitimität des gewählten Präsidenten Mohammed Morsi geplant habe.

Aufruf zu Demonstrationen

Die "Koalition gegen den Coup" rief deshalb für Freitag zu großen Demonstrationen gegen den Präsidentschaftskandidaten Sisi auf, allerdings ohne die Kundgebungsorte zu nennen. Bereits am Donnerstag kam es an mehreren Universitäten zu Ausschreitungen.

In seiner Fernsehansprache am Mittwochabend hatte Sisi betont, seine Kandidatur solle niemanden davon abhalten, ins Rennen zu steigen, und angekündigt, er werde keinen traditionellen Wahlkampf führen. Das heißt, es werde nicht viel Geld ausgegeben, weil dies nicht zu der gegenwärtig schwierigen wirtschaftlichen Lage passen würde. Er kann allerdings darauf zählen, dass viele Kampagnen-Initiativen auch ohne sein Zutun laufen, wie dies bereits seit Monaten der Fall ist. Seine Plakate hängen schon überall in großer Zahl; in Aktionen, die von nicht genannten Geschäftsleuten finanziert werden. Um offiziell registriert zu werden, muss sein Team in den nächsten Wochen 20.000 Unterschriften sammeln. Einer seiner Anhänger kündigte bereits an, das sei in einem Tag zu schaffen. (Astrid Frefel aus Kairo, DER STANDARD, 28.3.2014)