Wien - Nach Wochen der Dementis scheint der Syndikatsvertrag zwischen den Telekom-Großaktionären ÖIAG (28,4 Prozent) und América Móvil (26,8 Prozent) auf steinigem, aber gutem Weg. Am Freitag soll dem Aufsichtsrat der Staatsholding ein entsprechendes "Term-Sheet" präsentiert werden, kündigte ÖIAG-Chef Rudolf Kemler am Mittwoch im Klub der Wirtschaftspublizisten an.

Betreffend des Inhalts des bisweilen als weitreichend beschriebenen Kooperationsvertrags der Syndikatspartner gab sich Kemler zugeknöpft. Man wolle das Headquarter der in acht Ländern in Ost- und Südosteuropa mobilfunkenden Telekom Austria (TA) in Wien ebenso sichern wie die (staatlich geförderten) Aktivitäten in Forschung und Entwicklung, und natürlich die Sperrminorität absichern. Dazu gehört laut Kemler natürlich eine abgestimmte Vorgehensweise bei Kapitalerhöhungen, sonst würde sich das Vetorecht der ÖIAG verwässern, schilderte Kemler den Inhalt der Gespräche mit América Móvil (Amov). Man sei diesbezüglich mit der Übernahmekommission der Wiener Börse in Austausch.

Mehr als eine Milliarde

Das wird bitternötig sein, und zwar möglichst intensiv. Denn die Gerüchte über ein mögliches Pflichtangebot an alle TA-Aktionäre sorgen für internationale Aufmerksamkeit. Je intensiver Abstimmung und Verbindung der beiden Aktionäre, desto unvermeidlicher ist ein Übernahmeangebot. Erst recht, wenn Amov auf der - seitens der früheren ÖIAG-Führung zugesicherte - industriellen Führung bei Österreichs größtem Telekomkonzern, beharrt. Ein Hehl, mindestens 30 Prozent der TA-Aktien kontrollieren zu wollen, wurde ohnehin nie gemacht. Auch deshalb, weil darunter eine Konsolidierung in der Bilanz des viertgrößten Telekomkonzerns nicht möglich sei, wie Kemler am Mittwoch ausführte.

Allzu viel erwarten sollten sich TA-Aktionäre von einem Pflichtangebot freilich nicht. Der Kurs der Aktie war im Jänner auf einem Tief unter fünf Euro und stieg - dank der Übernahmegerüchte auf über sieben Euro. Ein Geheimnis ist hingegen die Höhe der von der TA-Führung ersehnten Kapitalerhöhung. Im August 2013 hatte der TA-Vorstand an seinen Aufsichtsrat den Wunsch nach mindestens einer halben Milliarde Euro herangetragen. Inzwischen gilt weniger als eine Milliarde Euro als unwahrscheinlich. Der Erlös müsse natürlich in Investitionen in Auslandsmärkte fließen, sagt Kemler, wenn auch nicht notwendigerweise in Zukäufe. Es könnten auch bestehende Märkte ausgebaut werden. (ung, DER STANDARD, 27.3.2014)