Budapest - Der ungarische Staat hat Teile des sogenannten Seuso-Schatzes aus spätrömischer Zeit gekauft.  Der aufgrund einer enthaltenen Widmung an einen nicht näher identifizierbaren "Seuso" so benannte Schatz umfasst 14 Silbergegenstände - Teller, Kannen und andere Gefäße -, die in einem großen Kupferkessel aufbewahrt wurden. Für sieben dieser Teile, die aus dem 4. bis 5. Jahrhundert stammen, hat Ungarn nun 15 Millionen Euro bezahlt.

Damit sei "das Familiensilber Ungarns zurückgebracht" worden, sagte Ministerpräsident Viktor Orban. Er dankte insbesondere der ungarischen Antiterror-Einheit TEK für die Hilfe beim "Rücktransport" des Schatzes aus London. Experten hatten den Wert aller Stücke auf mehr als 100 Millionen Euro geschätzt. Angeblich stammen die wertvollen Stücke aus einer alten Römersiedlung in Ungarn.

Unklare Fundgeschichte

Nach ungarischer Darstellung wurde der Schatz 1978 in Polgardi am Plattensee gefunden. Ob dies stimmt, ist umstritten. Mehrere Ungarn gaben seinerzeit an, den Schatz gefunden zu haben. Einer von ihnen wurde kurz danach erhängt aufgefunden. Nach damaligen Behördenangaben beging er Selbstmord, viele Ungarn glauben dies aber nicht.

Auf unbekannten Wegen gelangte der Schatz in den internationalen Kunsthandel, zwischendurch auch mit gefälschten libanesischen Begleitpapieren. Mehrere Staaten, deren Gebiete einst zum Römischen Reich gehört hatten - neben Ungarn auch Jugoslawien und dessen Rechtsnachfolger Kroatien - hatten immer wieder erfolglos Besitzansprüche angemeldet.

Zuletzt hatte Ungarn 1993 in diesem Zusammenhang einen Prozess verloren. Weil man keine Hoffnung habe, die Stücke auf dem Rechtsweg zu bekommen, habe man sich zum Kauf entschlossen, sagte der Direktor des Budapester Museums der Schönen Künste, Laszlo Baan, der jetzt in die Verhandlungen eingebunden war. Verkäufer sei "ein englisches Geschwisterpaar", sagte Baan weiter.

Ausstellung geplant

Besichtigt werden kann der Seuso-Schatz während der nächsten drei Monate im Budapester Parlamentsgebäude. Ab 2018 soll er im geplanten neuen Budapester Museumsquartier ausgestellt werden. (APA/red, derStandard.at, 26. 3. 2014)