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Der blaue EU-Abgeordnete Andreas Mölzer hat auch eine literarische Seite.

Foto: APA/Jäger

Der, der jüngst gegen ein europäisches "Negerkonglomerat" gewettert hat, hat auch eine literarische Seite. Andreas Mölzer hat nämlich Erzählungen und Gedichte geschrieben, mehr als 20 Jahre ist das nun her und bei manchen vielleicht schon in Vergessenheit geraten.

Dabei ist seine einstige lyrische Schaffenskraft durchaus einer Vergegenwärtigung würdig, wenn auch nicht zwangsläufig der Qualität ihrer Resultate wegen. Die "apokalyptische" Erzählung "Der Graue" etwa oder sein Lyrikband "Lob der Kälte" sind zweifelsohne keine Weltliteratur, illustrieren aber auf eindrucksvolle Weise die Mölzer'sche Weltanschauung.

Ganz im Sinne Mölzers

Vor dem Hintergrund betrachtet, dass Mölzer nun schon zum zweiten Mal Spitzenkandidat der FPÖ bei der Europawahl ist und sein Straßburger Mandat aller Wahrscheinlichkeit nach auch wieder erhalten wird, sollten seine literarischen Arbeiten nicht länger ignoriert werden. Letzteres ist auch ganz im Sinne Mölzers zu verstehen, zumal "Die Brust des Sängers [bersten wird]/ Wenn die Fülle der Klänge/ Nie aus ihr dringt" und "Den schaffenden Kräften" schließlich - wohl oder übel - "Freier Lauf/ Gelassen werden muss". So heißt es zumindest in "Lob der Kälte", einer Sammlung von 41 Gedichten, erschienen 1993 im einschlägig bekannten Arun-Verlag.

Erdbraune Fluten

Politisch zuversichtlich gestimmt zeigt sich Mölzer in dem Gedicht "Die Flut": "Erdbraune Fluten/ Wälzen sich drängend/ Gewaltig durch das Land". Im weiteren Zeilenverlauf bekommen es die gewaltigen Fluten mit einem fast ebenso gewaltigen Pfeiler zu tun, "wie Fels gegründet auf ewigem Erz".

Der Kampf stellt sich allerdings als dramatisches Manöver heraus, denn am Ende behalten selbstverständlich die braunen Fluten recht: "Er (der Fels, Anm.) versinkt ist vernichtet und nichts/ Erinnert an ihn// Zwar heroisch/ Und doch ohne Sinn/ Ist Widerstand ohne die Hoffnung/ Klüger ist's die Fluten/ Gewähren zu lassen."

Der Arier und die Bronzefarbene

Weniger günstig stehen die Dinge für das literarische Ich in "Der Graue", einer Erzählung aus dem Jahr 1991. Im Mittelpunkt des Geschehens sucht ein einsamer, übriggebliebener Arier in einer von einem Atomschlag zerstörten Welt nach einer weiblichen Gefährtin, vornehmlich ebenso arisch wie er, um die - eigene - Art zu erhalten. Die Dinge verlaufen allerdings nicht plangemäß, denn eine "Bronzefarbene" kreuzt seinen Weg, schließlich führt eines zum anderen, und "langsam, mit beinahe ruckhaften Bewegungen näherte sich der Graue der Bronzehäutigen. Seine Hände gierten nach ihren Brüsten, seine Knie versuchten, ihre Schenkel auseinanderzudrücken (...) Der Graue war wie von Sinnen - er erhob sich halb über den Körper der Frau und begann mit beiden Händen auf sie einzuschlagen. Und nun, da die Bronzehäutige willenlos unter ihm lag, drang er mit einem Ruck in sie ein – und nach einigen heftigen Stößen brach er auf ihr zusammen."

Selbstekel

"Ihre vorher bronzeschimmernde Haut war mit Schweiß und Blut verschmiert, blaue Schwielen und Kratzspuren zogen sich über die Brust, die sich in langsamen, gepreßten Stößen hob und senkte. (...) Der Körper der Diva lag willenlos auf dem zerrauften Lager, Sperma tropfte von der Innenseite ihrer Schenkel auf den Teppich." 

Er, der literarische Mölzer, hat mit seinem Triumph dann zumindest zu kämpfen. "Er wandte sich ab", voller "Abscheu", angeekelt vor sich selbst. (Julia Niemann, derStandard.at, 26.3.2014)