Wien – Österreichs Erstwähler nutzen ihr Wahlrecht deutlich weniger als ältere Wähler. Das geht aus einer Studie hervor, die am Dienstagabend im Parlament präsentiert wurde. Das Phänomen, dass Erstwähler in einem höheren Ausmaß wählen gehen als andere Jungwähler, war bei der Nationalratswahl 2013 nicht mehr so eindeutig zu beobachten, wie in früheren Studien angenommen.
Die Studie "Wählen mit 16 bei der Nationalratswahl 2013" wurde von der Parlamentsdirektion in Auftrag gegeben und als Ergänzung der Österreichischen Nationalen Wahlstudie (AUTNES) durchgeführt. In der Stichprobe befanden sich in der ersten Befragungswelle 382 Jugendliche, die zum ersten Mal bei einer Nationalratswahl wahlberechtigt waren.
Die berichtete Wahlbeteiligung der befragten 16- und 17-Jährigen lag bei 63 Prozent und somit knapp über der Wahlbeteiligung älterer Erstwähler (59 Prozent). Gleichzeitig lag sie deutlich niedriger als die Wahlbeteiligung aller Befragten (80 Prozent).
Wahlaltersenkung
"Nimmt man Interesse, Wissen und Wahlteilnahme als Indikatoren dafür, ob die Wahlalterssenkung ein Erfolg war, muss gesagt werden, dass die zweite Nationalratswahl nach der Wahlaltersenkung auf 16 Jahre nicht mehr nur euphorische Ergebnisse liefert", heißt es in der Studie. Die Ursache dafür könne auch darin liegen, dass bei der ersten Nationalratswahl nach der Senkung des Wahlalters im Jahr 2008 den jüngsten Wählern deutlich mehr Aufmerksamkeit geschenkt wurde.
Insgesamt gaben Erstwähler vor dem Wahlkampf ein geringeres Interesse an Politik an als ältere Personen. Gleichzeitig haben Erstwähler weniger das Gefühl, dass sich Politiker nicht um ihre Anliegen kümmern würden. Während des Wahlkampfs stieg das politische Interesse. Unter den 16- bis 17-jährigen ging der Anteil der desinteressierten Personen von 35 Prozent auf neun Prozent stark zurück.
Aus der Studie geht auch hervor, dass junge Männer ihr Wissen über Politik besser einschätzen als junge Frauen, obwohl bei den abgefragten Wissensfragen keine Unterschiede bestanden. Drei Viertel der Erstwählerinnen, aber nur etwa die Hälfte der Erstwähler waren der Meinung, nicht gut über Politik Bescheid zu wissen. Junge Frauen gaben außerdem häufiger an, nicht politisch interessiert zu sein, als junge Männer.
Ein Viertel wählte SPÖ
Rund ein Viertel der befragten Erstwähler gab an, die SPÖ gewählt zu haben. Alle anderen Parteien lagen zwischen zehn und 15 Prozent der Stimmen, eine Reihung sei aufgrund der geringen Wahlbeteiligung nicht möglich.
Während jeder dritte Wähler über 30 vor Beginn des Wahlkampfs der Meinung war, sich gut mit Politik auszukennen, sagte das unter den Erstwählern nicht einmal jeder siebente über sich. Wenig Unterschiede bestehen zwischen 16- und 17-Jährigen im Vergleich zu 18- und 20-Jährigen. Die jüngsten würden also nicht schlechter dastehen, was Interesse, Wissen und Wahlteilnahme betrifft, als ältere Erstwähler, heißt es in der Studie.
Großer Einfluss von Familie und Schule
Einfluss auf das Wahlverhalten haben bei den Erstwählern vor allem die Familie und die Schule. Je mehr Aktivitäten in der Schule durchgeführt wurden, desto höher war das Interesse der jungen Menschen. Politische Diskussionen mit Freunden haben bei den jüngsten Wahlberechtigten dagegen keinen besonders hohen Stellenwert: 41 Prozent der 16- und 17-Jährigen und rund 32 Prozent der 18 bis unter 21-Jährigen gaben an, niemals mit ihren Freunden über Politik zu diskutieren. (APA, 26.3.2014)