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Der Kunstsammler Karlheinz Essl.

Foto: APA/HANS KLAUS TECHT

An sich redet Karlheinz Essl viel lieber von der moralischen Verantwortung gegenüber der Gesellschaft, vom Glauben an Gott, von Demut und Spiritualität als über Geld. Zumindest im Zusammenhang mit Kunst. Wie viel er jährlich für seine Sammlung ausgibt, behielt er lieber für sich. In einem Interview mit der Presse betonte er jedenfalls noch vor zwei Jahren, sicher keines der Bilder verkaufen zu wollen - auch nicht, um Baumax zu retten. Die Baumarktkette durchlebte damals in Osteuropa schon längst gröbere Krisenzeiten. Weshalb der Sammler im Jahr darauf die Gründung einer gemeinnützigen Kunststiftung bekanntgab: "Der Kunstbereich ist selbstständig und steht in keinem Zusammenhang mit den geschäftlichen Aktivitäten der Familie."

Geboren 1939 als Sohn eines Lebensmittelhändlers im kärntnerischen Hermagor, lernte der junge Kaufmann Ende der 1950er-Jahre in einer New Yorker Galerie Agnes Schömer, Tochter eines Mineralöl- und Baustoffhändlers, kennen und lieben. Karlheinz stieg ins schwiegerväterliche Unternehmen ein, studierte nebenbei Kunst und malte in seiner Freizeit. 1976 eröffnete der Hobbyheimwerker, der im ersten trauten Heim den Boden selber verlegte, den ersten Baumax und baute den Heimwerkerladen sukzessive zur erfolgreichen Kette auf. Gleichzeitig begann er gemeinsam mit seiner Frau, in großem - und immer größerem - Stil zu sammeln: zunächst nur österreichische, später auch internationale Kunstpositionen. Von friedensreichen Hundertwassern führte ihre Kunstreise zu Kiefern und Katzens. Sie verließen sich dabei nicht auf beratende Experten, sondern auf ihren eigenen Geschmack. Die polyglotten Kunstmäzene, die 2003 von der britischen Zeitschrift Artreview auf Platz 34 der hundert einflussreichsten internationalen Kunstpersönlichkeiten gereiht wurden, schwärmten vom persönlichen Kontakt zu Künstlern.

Bei Vernissagen buhlten junge wie alte Meister, Galeristen und Händler um ihre Bekannt-, vielleicht sogar Freundschaft. 1987 stellten die sammelwütigen Essls ihre Bilder im Schömer-Haus, dem Baumax-Bürogebäude in Klosterneuburg, erstmals öffentlich aus. Zwölf Jahre später, 1999, übergab Karlheinz Essl den Baumax-Vorsitz an Sohn Martin und eröffnete im gleichen Jahr das von Architekt Hans Tesar erbaute Museum. Dass nun seine Lebenswerke einzustürzen drohen, ist bitter: Für Essl. Baumax. Und die Kunst. (Andrea Schurian, DER STANDARD, 26.3.2014)