Wie stehen Sie zu EA?

Foto: EA

Der nach Umsätzen zweitgrößte Videospielhersteller Electronic Arts (EA) hat sich in den vergangenen Jahren für viele Fans nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert. Das ist einerseits auf die Anwendung ungeliebter Geschäftsmodelle zurückzuführen und andererseits auf die nicht immer erfolgreiche Fortsetzung von Traditionsmarken, die der Konzern über die Jahrzehnte durch Firmenübernahmen erworben hatte. Der Ruf in der Spielerschaft war bisweilen so schlecht, dass EA bei der jährlichen Umfrage des US-Magazins Consumerist von Usern wiederholt zum "schlechtesten Unternehmen der USA" gewählt wurde.

Schwarzweißmalerei

In einem aktuellen Interview mit Kotaku relativiert Branchenveteran Peter Molyneux nun dieses Bild. Der Entwickler von Titeln wie "Populus", "Syndicate", "Black & White" und "Fable" hatte in der Vergangenheit selbst viel zu tun mit EA und sieht in dem Konzern keinen Unheilbringer. 1995 wurde Molyneuxs Studio Bullfrog von EA übernommen und dieser zum Vice President ernannt. Nach dem Erscheinen von "Dungeon Keeper" verließ er EA, um Lionhead zu gründen - ein Studio, das dann von Microsoft gekauft wurde.

"EA ist kein böses Imperium. Es ist ein Konzern, der viel für die Industrie getan hat", so Molyneux. "Wenn Konzerne Firmen kaufen, ändern sich einige Dinge. Man hat das eine Problem, dass die Gründer der Firma viel Geld bekommen - das ändert diese Leute, das ändert die ursprüngliche Firma."

Liebesmissbrauch

Gleichzeitig gestalte sich die Integration einer Firma als schwieriger Drahtseilakt. "Dann hat man das Problem, das ich 'Liebesmissbrauch' nenne. Als EA Bullfrog übernommen hatte, wollten sie es nur schöner machen. Sie übersiedelten uns in ein schönes Büro, wo wir uns nicht mehr mit Spielzeugpistolen abschießen konnten. Wir bekamen eine Personalabteilung, weil das die professionelle Herangehensweise war. Und das ändert die Mentalität einer Firma. Eine Übernahme verändert ein Unternehmen. Manchmal zum Besseren und in vielen Fällen zum Schlechteren."

2004 wurde Bullfrog mit EA UK verschmolzen. Der jüngste Titel, der auf die Ursprünge des Studios zurückführt ist das Mobile-Game "Dungeon Keeper", das von Fans der Serie und den Medien als katastrophale Neuauflage kritisiert wurde. EA steht beim Consumerist auch 2014 wieder zur Wahl für das schlechteste Unternehmen Amerikas. (zw, derStandard.at, 24.3.2014)