Unlängst in einem Spielzeuggeschäft am Wiener Alsergrund, einem jener liebenswert altmodischen Betriebe, in denen es ein bissl nach saurer Milch, aber auch nach Leberkäs zu riechen scheint: Ein Bub mit Papa im Schlepptau will Lego-Spielzeug umtauschen. Der erhoffte Ersatz ist aber nicht vorrätig.

Ob man es bestellen könne? Die Verkäuferin lächelt verwirrt: "Wie bestellen - den einen Artikel? Na, wirklich ned, tut mir leid!" In dem Fall, so der Bub zum Vater, würde er gern anderswo suchen.

"Geld retour?" Die Verkäuferin macht ein Gesicht, als ob der Bub sie gerade in den Popo gezwickt hätte: "Das geht nicht, machen wir nicht! Vielleicht kann er a Gutschrift haben, zeigen S' amal her die Rechnung."

Der Gutschein wird schließlich mit kühler Gnädigkeit gewährt, dennoch tauschen Vater und Sohn das Spielzeug am Ende "gegen irgendwas" - um diesen unerfreulichen Ort nicht wieder betreten zu müssen.

Der Einzelhandel beklagt, wie unfair ihm das Internet zusetze. Nur: Den Kunden erst aufs Klebrigste zu umschwänzeln, um ihn nach erfolgtem Kauf als Bittsteller zu behandeln - das ging vor 20 Jahren vielleicht noch gut. Schön langsam sollten die Kaufleute interiorisieren, dass Leistungen, die im Netz (und in etlichen EU-Ländern) von jeher Standard sind, auch in ihrem Geschäftsmodell Platz greifen müssen. Sonst wäre es um deren Verschwinden nämlich nicht ganz so schad. (corti, DER STANDARD, 24.3.2014)