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Der Anstieg der Erneuerbaren stellt das Stromnetz vor Herausforderungen und kostet den Unternehmen Geld.

Foto: dpa/karmann

Wien - Strom ist kein Produkt wie jedes andere. In jeder Sekunde muss an einem Ende der Leitung genauso viel elektrische Energie eingespeist werden, wie auf der anderen Seite entnommen wird. Andernfalls kommt es zu einem Spannungsabfall, der in ein Blackout münden kann. Um dies zu verhindern, werden Kraftwerke vorgehalten, die dann ans Netz gehen, wenn eine Lücke entsteht.

In letzter Zeit haben die Schwankungen im Stromnetz stark zugenommen. Das hängt damit zusammen, dass viel mehr erneuerbare Energie von Windrädern und Fotovoltaikanlagen in die Leitungen drängt, als dies früher der Fall war. Schiebt sich eine Wolke vor die Sonne oder herrscht Windflaute, muss sofort Ersatz her. Die Preise für die sogenannte Ausgleichs- oder Regelenergie, mit der die Netze stabilisiert werden, sind regelrecht explodiert.

Entwicklung tut weh

"Die große Zäsur gab es 2011, da haben die Kosten für Ausgleichs- und Regelenergie Flügel bekommen", sagte der Geschäftsführer der IG-Windkraft Stefan Moidl dem STANDARD. Berechnungen des Branchenverbands zufolge haben sich die Gesamtkosten zur Stabilisierung des Stromnetzes in Österreich auf zuletzt 167 Millionen Euro erhöht. 2012 lag man bei knapp 154 Millionen, ein Jahr zuvor bei weniger als der Hälfte.

Der gesetzliche Rahmen für den Ausgleichs- und Regelenergiemarkt ist im Dezember 2010 im Elektrizitätswirtschafts- und Organisationsgesetz (Elwog) geändert worden. Gab es vorher Mengentausch zu festgelegten Preisen, gab es plötzlich auch bei Regelenergie einen Markt, der über Ausschreibungen funktioniert. Weil die Teilnahmebedingungen streng sind, haben sich nur wenige Lieferanten von Regelenergie gemeldet, darunter Verbund, Tiwag (Tirol) und Kelag (Kärnten).

"Diese Entwicklung tut auch der Windenergie sehr weh", sagte Moidl. "78 Prozent der Kosten werden über das Systemdienstleistungsentgelt verrechnet, und das ist in Jahren um 84 Prozent gestiegen." Vom Einspeisetarif bleibe damit nicht mehr viel übrig.

Zu wenig Wettbewerb

Weil sich die Ausgleichsenergiekosten der Oemag ebenfalls stark von 14 auf 29 Millionen Euro erhöht haben, kommen auch Windkraftbetreiber zum Handkuss, die nach dem Ende der 13-jährigen Tarifförderung dort verbleiben. Ihnen wird das Doppelte an Ausgleichsenergieaufwendungen abgezogen. Die Oemag ist die vom Staat mit der Abwicklung der Ökostromförderung betraute Stelle. Der Aktionärskreis reicht von Netzgesellschaften bis Banken.

Es gebe zu wenig Wettbewerb im Regelenergiemarkt, sagen Kritiker seit langem. Das sei der Hauptgrund, warum die Regelenergiepreise gar so hoch seien. Die Regulierungsbehörde E-Control, die sich durch ein Marktmodell mehr Effizienz und letztlich auch eine Preisentlastung erhofft hatte, will zusätzliche Anbieter in den Markt locken. Das könnten Industriebetriebe mit eigenen Kraftwerken sein oder Betreiber von Windparks, die auf der Suche nach einem neuen Geschäftsmodell sind. Der Regelenergiemarkt wurde nach Slowenien und in die Schweiz geöffnet. Deutschland soll folgen. (stro, DER STANDARD, 24.3.2014)