Seltsam, dass diese FPÖler ständig mit dem Dritten Reich anfangen müssen. Sie lehnen ja die Verbrechen der Nazis ab (sagen sie), sie fühlen sich in dem Punkt auch dauernd missverstanden, aber sie können einfach nicht anders, sie müssen zwanghaft auf das Dritte Reich Bezug nehmen. Sie sind auf Hitler fixiert.

Der Letzte in der Reihe der NS-Zwängler ist Andreas Mölzer, alter FPÖ-Kämpfer, jetzt im EU-Wahlkampf unterwegs. Laut "Süddeutscher" sagte er, die EU sei doch eine Diktatur, dagegen sei "das Dritte Reich wahrscheinlich formlos und liberal" gewesen. Das hat er natürlich nicht so gemeint. Im Dritten Reich habe es "sicher nicht so viele Regeln und Vorschriften, Gebote und Verbote" wie in der EU gegeben. Er habe die "Überregulierung" der EU im "Alltagsleben" gemeint, die viel ärger sei als im Dritten Reich.

Für jemand mit dem formalen Bildungsweg von Mölzer ist das entweder NS-Verharmlosung oder absichtliches Dummstellen, am ehesten aber die übliche kalkulierte Provokation. Im Dritten Reich gab es im Vergleich zur EU ja kaum "Vorschriften, Gebote und Verbote", und wenn, dann waren sie einfach und klar: zum Beispiel "Kauf nicht beim Juden!" oder  "Zeig Deinen Nachbarn bei der Gestapo an, wenn er Feindsender hört". Und das "Alltagsleben" war ja nicht so durchreguliert, da gab es höchstens den Blockwart, der sich um alles im Haus kümmerte und dann vielleicht noch die Hitlerjugend, die NS-Frauenschaft, die "Deutsche Arbeitsfront" und die NS-Bauernschaft und den NS-Volkswohlfahrt und den NS- Kraftfahrerbund  und die Nationalsozialistische Kleingartenvereinigung und überhaupt war alles praktischerweise in der NS-"Volksgemeinschaft" zusammengefasst. Die EU könnte sich übrigens was abschauen vom Dritten Reich, denn das hatte ja so ab 1940 auch den Großteil Europas vereinigt, aber viel effizienter - da hat man sich nicht mit Gurkenkrümmungen abgegeben!

Leute wie Mölzer sind das "intellektuelle" Aushängeschild der äußersten Rechten. Einerseits sind sie natürlich fasziniert von den Nazis, deswegen rekurrieren sie immer auf darauf. Und andererseits wollen sie mit solchen Vergleichen ein paar rabiate EU-Gegner fangen. Wer noch bei Sinnen ist, sollte nicht darauf hereinfallen. (derStandard.at, 22.3.2014)