Paris - Ein musikalisches Erlebnis wie in der Steinzeit möchte das Pariser Naturkundemuseum am Wochenende bieten: Am Samstag werden erstmals dort aufbewahrte, tausende Jahre alte Klangsteine vor Publikum gespielt. Zu hören ist ein eigens für diese sogenannten Lithophone geschriebenes Stück: Vier Perkussionisten des französischen Nationalorchesters werden das Stück "Paleomusique" von Philippe Fenelon uraufführen, die Klangsteine sollen dabei ähnlich einem Xylophon eingesetzt werden.

Lange verkannt

Die zylinderförmigen, bis zu einem Meter langen Lithophone stammen aus der Jungsteinzeit und lagern schon seit Jahrzehnten in dem Pariser Museum. Allerdings wurden die 4.500 bis 10.000 Jahre alten Objekte lange Zeit nicht als Musikinstrumente erkannt: Sie wurden für Werkzeuge gehalten, etwa zum Zerstoßen von Körnern, oder - wenn sie abgeflacht waren - für Äxte. 

Erik Gonthier vom Pariser Naturkundemuseum entdeckte dann vor zehn Jahren durch Zufall, dass die Steine von unseren Vorfahren zu Instrumenten geformt worden waren. Er schlug mit einem Schlegel auf die Steine - und fand nach Versuchen heraus, dass die Steine einen klaren Ton von sich gaben, wenn sie auf zwei kleinen Stützen lagen und somit schwingen konnten. Es dauerte aber noch Jahre, bis die Wissenschaft die Steine als Musikinstrumente anerkannte. Inzwischen sind prähistorische Lithophene unter anderem aus Funden in Indien, China und Südostasien bekannt.

Keine Überbeanspruchung

Die Klangsteine, die am Samstag bei zwei Konzerten und dann noch einmal am Montag bei einer Aufführung vor Schülern gespielt werden, stammen zumeist aus der Sahara. "Es handelt sich um die ersten MP3-Player der Menschheit: Ein Objekt mit Klang, das man mit sich mitnehmen kann", scherzt Gonthier, der vor seiner Forscherkarriere zwölf Jahre lang Edelsteine schliff.

Nach den Konzerten werden die Klangsteine wieder in den Lagern des Museums verwahrt. "Wir wollen unser kulturelles Erbe nicht beschädigen und die Instrumente nicht abnutzen", sagt Erik Gonthier vom Pariser Naturkundemuseum. (APA/red, derStandard.at, 21. 3. 2014)