Ankara - Alles Verschwörung oder alles Unsinn? Der türkische Regierungschef Tayyip Erdogan hat verärgert auf seinen politischen Weggefährten und amtierenden Staatspräsidenten Abdullah Gül reagiert, der die regelmäßigen Klagen des Premiers über ein Komplott des Auslands gegen die Türkei als "nicht richtig" zurückgewiesen hatte.

"Wenn gesagt wird, dass von außen kein Komplott gegen uns geschmiedet wird, dann ist das ein Irrtum", erklärte Erdogan in einem TV-Interview. Er verwies dabei auf Medienberichte in Großbritannien und den USA zum Tod des Schülers Berkin Elvan, der von einer Tränengaskartusche am Kopf getroffen worden und vergangene Woche nach neun Monaten im Koma gestorben war. Der Tod des Burschen werde ihm persönlich als Mord angelastet, beklagte Erdogan: "Wenn das kein Komplott ist, was ist es dann?"

Vergleich mit "Dritter Welt"

Staatschef Gül hatte während einer Auslandsreise nach Dänemark vor einem Kreis türkischer Journalisten bemerkt, das Reden über "ausländische Verschwörungen" passe eher zu Ländern der "Dritten Welt". Gül, der gern als ausgleichendes Moment zu Erdogan auftritt, hatte zuletzt wegen der Unterzeichnung der Gesetze zum Umbau der Justiz und zur Internetzensur viel Kritik einstecken müssen. (mab/DER STANDARD, 21.3.2014)