Was ist zum "Wohl des Kindes"? Nur Vater und Mutter, auch wenn die sich fetzen? Oder auch Mama und Mami oder Papa und Papi? Verstecken spielen gehört sicher zum "Wohl", würde Tim sagen.

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Linz/Wien/Graz - "Ich werde dazu jetzt gar nichts sagen. Das ist eine rein interne Angelegenheit": Gerda Schaffelhofer, Präsidentin der Katholischen Aktion Österreichs (KAÖ), zeigt sich dieser Tage wenig auskunftsfreudig. Doch eine "rein interne Angelegenheit" ist der Grund für den Unmut an der Spitze der größten katholischen Laienorganisation Österreichs längst nicht mehr.

Innerhalb der KAÖ hängt nämlich schon seit geraumer Zeit der Haussegen gewaltig schief. So soll sich Schaffelhofer - die Geschäftsführerin der Styria-Buchverlage und der Wochenzeitung Die Furche ist seit 2012 KAÖ-Präsidentin - mit einem allzu autoritären Führungsstil und diversen öffentlichen Aussagen den Unmut von vielen KA-Verantwortlichen in den Diözesen und in der Bundesorganisation zugezogen haben.

Umstrittener Führungsstil

So hatte die Präsidentin etwa gleich in den ersten Tagen nach ihrem Amtsantritt in einem offenen Brief an den Sprecher der Pfarrerinitiative, Helmut Schüller, der Reformbewegung eine "Vereinnahmung der Laien" vorgeworfen. Nimmt man den Ärger innerhalb der Katholischen Aktion als Gradmesser, war die präsidiale Ansage wohl nicht ausreichend intern abgestimmt.

Das Weihrauchfass zum Überlaufen brachte aber jetzt die öffentlich bekundete Meinung der Laien-Chefin zur Frage des Adoptionsrechts für homosexuelle Paare. Schaffelhofer sprach sich gegen ein Adoptionsrecht aus, das Wohl des Kindes habe Vorrang: "Es geht darum, dem Recht des Kindes auf Vater und Mutter Vorrang gegenüber dem Recht auf freie Gestaltung des Privatlebens Erwachsener einzuräumen."

In Oberösterreich fordert man jetzt den sofortigen Rücktritt Schaffelhofers - und hat ihr dies bereits auch brieflich mitgeteilt. "Wir haben lange genug die Hand ausgestreckt. Aber das Maß ist nun voll. Man kann sich nicht einfach in die Zeit im Bild setzen und eine Fundi-Position als Meinung der ganzen KA vertreten. Ich lasse mich sicher nicht als Fundi hinstellen", ärgert sich Oberösterreichs KA-Präsident Bert Brandstetter im Standard-Gespräch.

Man habe Schaffelhofer noch zu einem klärenden Gespräch am 7. April nach Linz gebeten. Brandstetter: "Da ist sie mir über den Schnabel gefahren und hat gemeint, sie lasse sich von uns 'doch nicht am Gängelband vorführen'."

"Noch nachdenken"

In anderen Diözesen zeigt man sich deutlich zurückhaltender. "Ich habe kein Problem mit der Aussage unserer Präsidentin zum Adoptionsrecht für homosexuelle Paare. Es war keine eindeutige Absage oder Zusage - sie hat lediglich festgehalten, dass man darüber noch nachzudenken muss", stellt Walter Rijs, Präsident der KA Wien, klar. Kommunikationsprobleme räumt aber auch er ein: "Es stimmt, der Führungsstil ist ein anderer, als wir uns das vorgestellt haben. Aber es stimmt auch, dass sie sich durchaus bemüht."

In der Katholischen Aktion Steiermark richtet sich der heilige Zorn nicht gegen die eigene Führung, sondern gegen die Rebellen aus Oberösterreich: "Da wird aus einer Mücke ein Elefant gemacht. Die Vorgehensweise der Oberösterreicher ist ein Bruch des kirchlichen Friedens", stellt Generalsekretär Erich Hohl klar. (Markus Rohrhofer, DER STANDARD, 21.3.2014)