Andrea Schroeder
Where The Wild Oceans End
(Glitterhouse/Hoanzl)

Ein Independent-Hit ist Where the wild Oceans End von Andrea Schroeder geworden. Schroeders mattschwarze Lieder aus der Schnittmenge von Marlene Dietrich und Nico heben einem die Poren mehr als einmal auf Gänsehautniveau. Die erste Hälfte des Albums bewegt sich somnambul durch die Nacht und bietet mit einer Interpretation von Bowies Helden einen Höhepunkt. Gegen Ende zerreißen Gitarren die Nacht.

Cover: Glitterhouse

St. Vincent
-S/T
(Universal)

Dieses Werk setzt sich erst langsam. Nachdem eine Zusammenarbeit mit Mentor David Byrne (Talking Heads) im Vorjahr zwar gut gedacht, aber schlecht ausgeführt war, legt Annie Clark ist gleich St. Vincent nun auf -S/T solo nach. Es ist ein erst enervierendes, mit Geduld und Lautstärke aber doch gelungenes Popalbum geworden, dem der Geist der Talking Heads anzumerken ist, ohne ihn über Gebühr zu strapazieren.

cover: Universal

Spain
Sargent Place
(Glitterhouse / Hoanzl)

2013 war ein gutes Jahr für Spanienfreunde. Das Frühwerk der US-Band Spain wurde erstmals auf Vinyl veröffentlicht und mit der Album gewordenen Studiosession Morning Becomes Eclectic legten sie ein Meisterwerk nach. Nun erscheint mit Sargent Place ein Konsolidierungsalbum der Zeitlupen-Balladeure um Josh Haden. Nichts Neues unter dem Mond, nur ein weiterer Beleg für die Größe dieser Band.

Cover: Glitterhouse

Micah P. Hinson & the Nothing
Same
(Glitterhouse / Hoanzl)

Dem morbid-fröhlichen Ehepaar Handsome Family widerfährt wegen ihrer Musik für die TV-Serie True Detective gerade späte Gerechtigkeit. Ein ähnliches Revier bespielt der Texaner Micah P. Hinson. American Gothic ohne die Miene zu verziehen. Das neue Album atmet zudem den Geist von Memphis und knarzt wie die durchgepuderten Betten eines billigen Motels. Ja, der Mann hat was zu erzählen. Fragen Sie Norman Bates.

Cover: Glitterhouse

Scarlet Chives
This is Protection
(Siluh / Hoanzl)

Eine Wall of Sound aus Synthesizer und Gitarren ziehen Scarlet Chives hoch. Davor flötet Sängerin Maria Holm-Mortensen, als ginge es darum, Björk in die Frühpension zu entlassen. Derartig produziert man eingängigen Dream-Pop, der nichts falsch macht. Das zwanghaft-ätherische dieser Musik kann einem aber in den blauen Stunden des Tages auf die Nerven gehen. Wie jeder Singsang, der sich beständig nach dem Hohen C streckt.

cover: siluh

Hundreds
Aftermath
(Sinnbus)

Das deutsche Geschwisterpaar Eva und Philipp Milner alias Hundreds geht auf seinem zweiten Album Aftermath wieder die dunklen Ecken der Schaltkreise ab. Schweren Mutes entsteht eine ästhetisch einwandfreie Popmusik, wie sie 2014 gut ansteht. Man stellt sich die beiden vor, wie sie in alten Bibliotheken staubige Wälzer nach Inspiration durchforsten, wie es wirklich ist, zeigt sich live am 22. April im Wuk. (flu, Rondo, DER STANDARD, 21.3.2014)

cover: sinnbus