Project Morpheus

Foto: Sony

Mit der Vorstellung von Project Morpheus hat Sony seine Ambitionen im Bereich der virtuellen Realität (VR) offiziell bestätigt. Das VR-Headset befindet sich derzeit noch im Prototyp-Stadium soll künftig jedoch neue Spielerfahrungen auf der PlayStation 4 ermöglichen. Auf der aktuell stattfindenden Game Developers Conference in San Francisco konnten sich bereits einige Vertreter der Fachpresse ein Bild von Morpheus machen und zeigten sich unisono positiv über den Entwicklungsfortschritt.

Nicht final, Marktstart nicht vor 2015

Nach der Bekanntgabe der technischen Spezifikationen des gezeigten Prototypen verrieten Sony-Sprecher im Zuge der Testvorführungen, dass sich die Hardware bis zum Marktstart noch ändern werde. Dieser Marktstart wird auch nicht mehr dieses Jahr erfolgen, sondern frühesten 2015. Laut Erfahrungsberichten sei dies in zweierlei auch gut, denn einerseits gäbe es noch einige technische Optimierungen vorzunehmen und andererseits benötige es Zeit, um entsprechende Inhalte und Games zu entwickeln.

Technische Auffälligkeiten

Im Zuge der Hands-on-Sessions konnten ein paar interaktive Technikdemos auf der PS4 ausprobiert werden und das Spiel "Eve: Valkyrie" auf einem PC. Erste umfassten auch den Einsatz zweier PS Move-Controller, die sich auf der PS4 zur Bewegungssteuerung einsetzen lassen und im Spiel die Hände des Spielers simulieren. Alle Demos liefen mit flüssigen 60 Bildern pro Sekunde, was für VR-Erlebnisse auch notwendig ist, um kein Schwindelgefühl bei den Anwendern zu erzeugen. 

Das Design und der Tragekomfort von Morpheus sei den ersten Testern zufolge sehr gut. Leicht störend sei, dass man im nicht-spielenden Zustand das Rahmenlicht der Brille, das zum Erfassen der Kopfbewegungen mittels Kamera benötigt wird, merke. Ebenfalls noch spürbar sei, dass die LC-Displayabstimmung noch nicht ganz rund ist, wodurch es zu Ghosting-Effekten komme. Ansonsten sei Sonys Prototyp schon sehr weit fortgeschritten, was sich durch ein präzises und verzögerungsfreies Tracking und eine flüssige Darstellung beim 360-Grad-Rundumblick zeige. Immer wieder kam der Vergleich mit dem neuesten Prototypen des Konkurrenzprodukts Oculus Rift auf (Crystal Cove), die technisch einander wenig schenken würden.      

Tech-Demos

"Morpheus ist beeindruckend. Als Ausgangslage für Sonys Arbeit mit VR ist es wirklich ermutigend, dass man zum Debüt mit Oculus gleichziehen konnte", schreibt Eurogamer. Das Erlebnis sei so vereinnahmend, dass es einem leicht fällt zu vergessen, dass einem andere Menschen zusehen könnten. Noch dazu, weil für Zuseher das VR-Bild gleichzeitig auf einem Fernseher ausgegeben wird. Sony erklärte bereits zuvor, dass man sich Spielkonzepte für asymmetrische Mehrspieler-Games überlege, bei denen "Außenstehende" die virtuelle Welt manipulieren können. Die große Frage, die sich Eurogamer stellt ist, ob man VR auf aktuelle, relativ aufwendige Spiele umlegen können wird. Die Techdemos "The Deep", bei der man in einen Hai-Tank abgelassen und gut geschockt wird, und "Castle", wo man PS Move-gestützt auf eine Puppe einprügeln kann, waren die einzigen Werke, die auf PS4 spielbar waren. Hier müsse sich noch zeigen, ob die Ressourcen reichen, um auch ein "Eve: Valkyrie" oder "Thief" mit VR-Spezifikationen darstellen zu können.

Gute Voraussetzungen

Polygon findet ebenfalls viel Lob für die Hardware. "Das Display ist wundervoll, die Demos liefen bei 60 Bildern pro Sekunde und die Probleme mit dem Licht und dem Sichtfeld können mit Anpassungen und einem leicht anders geformten Screen gelöst werden", so der Tester. "Sony hat die wesentlichen Elemente für VR auf den Punkt gebracht, jetzt ist es nur noch eine Frage des Feinschliffs und der Unterstützung durch Software. Basierend auf den frühen Demos sind sie an etwas Besonderem dran."

Eurogamer hofft wiederum darauf, dass Sonys breiter Stand in der Branche zur Schaffung eines vitalen Ökosystems beitragen kann. "Sony hat das Ökosystem, um VR ein florierendes Angebot für die Wohnzimmer der Konsumenten zu machen. Und mit seiner offenen Beziehung zu Indie-Entwicklern verfügt Sony auch über eine Community, die dabei helfen wird die Zukunft der aufregendsten und bewegendsten Technologie seit Jahren zu gestalten."

Klare Unterscheidung

Gegenüber Kotaku erklärte Sony deutlich, dass man für VR eigenständige Entwicklungen benötige und keine Portierungen bestehender PS4-Games wolle. Nicht zuletzt handele es sich um ein weit komplexeres Erlebnis, das sich nicht einfach übertragen lasse. "Das vorläufige Fazit ist: Virtual-Reality ist angekommen und kein Witz und was Sony bisher vorzuweisen hat, ist vielversprechend", so Kotaku. (Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 20.3.2014)