Screenshot aus der Unreal-Engine-4-Demo.

Foto: Epic

Noch bis Ende der Woche trifft sich die Videospielbranche in San Francisco zur Game Developers Conference (GDC), um sich über die neuesten Entwicklungen auszutauschen. Neben den Fortschritten im Bereich der virtuellen Realität stehen wie jedes Jahr vor allem Werkzeuge zur Games-Entwicklung im Rampenlicht. Game-Engines müssen dabei nicht nur immer mehr leisten, sondern auch immer flexibler werden, wie die jüngsten Vorstellungen zeigen.

Realistische Grafik

Nicht nur für Fachleute interessant sind die augenscheinlichen Weiterentwicklungen bei Ubisofts Snowdrop Engine, die das Gerüst für das kommende Endzeitepos "Tom Clancy's The Division" stellt. In einer neuen Demo zeigen die Entwickler des in Schweden ansässigen Studios Massive Entertainment einerseits, wie realistisch das für PC, PS4 und XBO erscheinende Spiel aussehen wird, und andererseits, dass die Berechnung, Gestaltung und Beleuchtung von virtuellen Schauplätzen heute leichter von der Hand geht als noch vor einigen Jahren mit älteren Entwicklungsprogrammen.   

Demo: Snowdrop Engine

Augen und Haare

Realismus und Flexibilität sind auch beim jüngsten Update von Cryteks Cryengine die tragenden Pfeiler. Die Software ist nicht nur erstmals auch unter Linux einsetzbar, sondern erweitert überdies das Effekteportfolio um Berechnungstechniken für die physikalisch korrekte Darstellung von Licht und Schatten basierend auf Materialeigenschaften. Für die Animation von komplexen Materialien wie Stoff, Flüssigkeiten und Explosionen werden die Ressourcen moderner Hardware genauso angezapft wie für die glaubwürdigere Repräsentation von Augen und Haaren von Charakteren.

Demo: Cryengine

Neue Lizenzierungsmodelle

Die Fähigkeiten von Epic Games' Unreal Engine 4 wurden in den vergangenen beiden Jahren bereits wiederholt vorgestellt. Zwar hat sich auch hier wieder viel getan, die größte Nachricht auf der GDC war allerdings, dass der US-Hersteller und das deutsche Unternehmen Crytek das Lizenzierungsmodell radikal geändert haben. Mussten Studios bislang noch mehrere hunderttausend Dollar ablegen, um die Tools und Rechte zu erwerben, wird nun ein Abomodell angeboten, das sich auch kleinere Hersteller leisten können. 

Demo: Unreal Engine 4

Neue Anforderungen

Nur noch 19 Dollar pro Monat sind somit für den kompletten C++-Sourcecode der Unreal Engine 4 fällig, sofern man einwilligt, Epic vom Gesamtumsatz des finalen Spiels fünf Prozent abzutreten. Die Cryengine wird Indie-Studios sogar schon ab neun Dollar pro Monat zur Verfügung gestellt, allerdings nannte Crytek noch nicht alle dazugehörigen Rahmenbedingungen.

Epic und Crytek reagieren damit auf die Veränderungen auf dem Markt, wonach leistungsfähige Entwicklungssoftware nicht mehr nur für Großproduktionen für PC und Konsole, sondern auch für kleine Werke für mobile Plattformen benötigt wird. So werden überdies andere aufstrebende Systeme wie Linux und SteamOS, Oculus VR und Web-Technologien wie HTML5 für Browser-Games unterstützt. (Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 20.3.2014)