Günther Paulitsch (li.) und Paul Plut sind Marta. Marta ist eine verdammt gute Band aus Graz. Marta ist hart, mag aber Kätzchen (Morbus Facebook).

Foto: Marta Music

Wien - So klingt man normalerweise erst am Ende einer Rock-'n' -Roll-Karriere. Dabei steht Paul Plut erst am Anfang. Aber die Stimme des Grazer Gitarristen und Sängers von Marta wirkt schon jetzt, als könnte sie Geschichten aus mehreren Kriegen erzählen.

Es ist eine Stimme, die Durst und dessen ausschweifende Stillung vermuten lässt. Plut klingt aber nicht nur nach derlei Konsequenzen, sondern als würde er hin und wieder einfach vom Glas beißen, wenn ihn der Hunger unnötigerweise auch noch plagt. Mutter sagt, ich soll was essen: knirsch.

Derlei Mutmaßungen aus dem Blauen heraus lassen bereits auf eine gewisse Härte schließen. Und so ist es. Marta ist ein harter Brocken. Reduziert auf das Maximum, wie es in der Werbung einmal hieß. Plut singt und reißt Lärm aus den Saiten, hinten sitzt Günther Paulitsch am Haudrauf wie ein Galeerentrommler mit übersäuertem Magen.

Weil man damit gut ausgelastet ist und nicht immer alles selbst erledigen will, wurde das Texteverfassen an Julia Hager ausgelagert. Gemeinsam explodieren sie auf ihrem im Herbst erschienenen Debütalbum Warships, nächsten Dienstag ist diese Rabiatperle im Wiener B72 live zu bestaunen - erstmals als Trio, mit Stephan Paulitsch am Viersaiter. Im Rahmen des "Club Nolabel" stehen sie gemeinsam mit Silent Grey und The Veins auf der Bühne.

Zu zweit die Sau rauslassen ist weder neu noch schwer. Marta sind aber nicht bloß Berserker, sondern Pluts grimmige Stimme singt richtig schöne Lieder. Dagegen wirken US-amerikanische Vergleichsmodelle wie No Age blass und eindimensional.

Unterschwellig schwitzen Marta natürlich den Blues aus. Das bekommt ihrer Musik auf der emotionellen Ebene prächtig, zumal die beiden nicht in die Muster aus Eric Claptons Notenheft verfallen. Sie begehen nicht den Fehler, "schön" klingen zu wollen.

"Love songs for losers"

Der Grind, das bewusst unsauber Gespielte, das mit gutem Gefühl Hingeschissene erweist sich auf Warships als wesentliches Qualitätsmerkmal. Dazu passt die Themenwahl, die Marta auf ihrer Homepage so formulieren: "We write love songs for losers and sing shanties for seasick sailors." Dabei purzeln ihnen die Hits einer besseren Welt nur so aus dem Ärmel.

Etwa eine Betrachtung über Wirbelstürme in Hurricane, die vorführt, mit welcher lockeren Lässigkeit Marta ihre Wuchteln setzen. Der Opener des Albums, Seasick, ist wie ein Tritt gegen die Tür. Could We Please Fall in Love klingt nach einem Angebot, das man nicht ablehnen kann, und der Hauptfigur im Song Frank widerspricht man lieber auch nicht, wenn einem die eigene Gesundheit ein Anliegen ist. Das geht so weiter. 13 Songs umfasst Warships, einen schlechten wird man nicht finden.

Auch nicht bei Viech, einem zweiten Projekt Pluts, bei dem er mit Andreas Klinger launigen Pop in deutscher Sprache produziert. Songs wie Mit dir möchte ich baden gehen, doch ich seh uns noch lang nicht im Urlaub. Aber das ist eine andere Baustelle. Hier geht's um Marta, und da gilt: Gut Holz. (Karl Fluch, DER STANDARD, 20.3.2014)