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Gemeinsam Deutsch und Mathematik lernen: 26 ehrenamtliche Lernpartnerschaften gibt es insgesamt. Sollte der Bedarf steigen, sei ein Ausbau jederzeit möglich.

Foto: AP/Franka Bruns

Joseph Broukal, ehemaliger ORF-Journalist und SPÖ-Abgeordneter, lernt wieder für die Schule. Physik und Mathematik hat er durch, jetzt ist jeden Tag eineinhalb Stunden Geschichte an der Reihe. Derzeitiges Thema ist der Zweite Weltkrieg. Broukal stuckt nicht alleine, es geht auch nicht um ihn. Der ehemalige Journalist hilft nämlich einem 19-jährigen afghanischen Flüchtling, den Hauptschulabschluss zu machen. An der Volkshochschule (VHS) Ottakring läuft das Pilotprojekt "Lernpartnerschaft", das Jugendliche zwischen 15 und 25 Jahren dabei unterstützt, eine Basisausbildung zu meistern. 26 ehrenamtliche Lernpaare gibt es insgesamt, sollte der Bedarf steigen, sei ein Ausbau jederzeit möglich, heißt es seitens der Volkshochschule. "Ich werde 68 Jahre alt und arbeite nicht mehr den ganzen Tag, da bleibt genug freie Zeit übrig", sagt Broukal.

Gemeinsam gelernt wird auch Deutsch, Englisch und Sachkunde. Wie lange die Partnerschaft besteht, ist unterschiedlich: "Die längste Lernpartnerschaft geht bereits über drei Semester, im Durchschnitt dauert eine Partnerschaft ein Jahr", sagt VHS Wien-Geschäftsführer Mario Rieder.

Bei Broukal ist es bereits der zweite Flüchtling, dem er auf diese Weise hilft. "Die jungen Leute sind nicht in einen Sozialstaat zugewandert, sondern in einen Leistungsstaat", findet er. Dementsprechend beschreibt Broukal seine Lernpartner als "emsig und wissbegierig. Die suchen auch sofort eine Lehrstelle". Sein erster Lernpartner hat ihn deshalb erst kürzlich wieder angerufen. Er findet nämlich keine Lehrstelle. Der ehemalige ORF-Journalist wird nun sein Hilfsangebot erweitern: "Ich habe jetzt angefangen, mich auch darum zu kümmern." (red, derStandard.at, 19.03.2013)