Deepface erstellt ein 3-D-Modell des Gesichts, hier etwa von Sylvester Stallone, und überwindet so bisherige Hürden.

Foto: Screenshot/DeepFace

Still und heimlich hat Facebook vor kurzem einen neuen Bericht über seine Deepface-Gesichtserkennungstechnologie veröffentlicht. Diese ist mittlerweile in der Lage, menschliche Gesichter in 97,25 Prozent der Fälle korrekt zuzuordnen.

Start-up erworben

Ein spektakuläres Ergebnis, das die Maßstäbe für Gesichtserkennungsprogramme stark nach oben hebt – und aus Facebooks Erwerb des israelischen Start-ups Face.com eine gute Investition macht. Die vor zwei Jahren gekaufte israelische Firma dürfte nämlich einen entscheidenden Beitrag zu Facebooks schon länger in Entwicklung befindlicher Gesichtserkennung geleistet haben.

3-D-Modellierung

Die meisten Programme scheitern momentan an der Komplexität, die durch Faktoren wie Belichtung, Mimik und Aufnahmewinkel entsteht. Deepface löst dieses Problem mit 3-D-Modellierung: Das Gesicht auf dem Bild wird als 3-D-Maske ausgegeben, daraufhin folgt ein Abgleich mit den anderen Fotos. Den Modus demonstrieren die Wissenschaftler anhand eines Fotos von Sylvester Stallone, siehe Bild links.

Test mit vier Millionen Bildern

Nach ausführlichen Vortests wurde die Software anschließend mit vier Millionen Bildern "aus einem beliebten sozialen Netzwerk" getestet, wie es in dem Bericht heißt. Bei diesem Test wurde ein Wert von 97,25 Prozent erreicht, die Maschine ist also beinahe so gut wie ein menschliches Gehirn.

Facebook: "Nur akademisches Projekt"

Facebook betont, Deepface als "akademisches Projekt" zu fördern und "keine der Techniken auf Facebook zu benutzen". Das ist verständlich, gilt virtuelle Gesichtserkennung doch laut "Slate" als eines der letzten großen Tabus der digitalen Ära. Datenschützer glauben jedoch nicht, dass das soziale Netzwerk langfristig auf die Vorteile von Deepface verzichten wird.

Einsatzmöglichkeiten für Facebook

Denn allein auf Facebook ist durch akkurate Gesichtserkennung einiges zu holen. Automatisches Markieren auf Bildern beispielsweise. Oder "Ad Matching": Hier beobachtet ein Programm den Gesichtsausdruck von Nutzern, die Werbeanzeigen betrachten. Facebook verfügt dabei, so "ZDNet", über den großen Vorteil, bereits eine große Menge anderer Daten über die Person zu besitzen. Die Verknüpfung mit Gesichtserkennung sei dabei quasi die Vergoldung dieser Daten.

Google forscht auch

Auch Google arbeitet hart an Gesichtserkennungstechnologien, hat allerdings ebenfalls angekündigt, keine solchen Programme bei seiner Datenbrille Google Glass einzusetzen. Hier warnen Datenschützer beispielsweise vor dem Einsatz von Gesichtserkennung auf öffentlichen Plätzen - gleichzeitig könnten Polizisten künftig per Google Glass fahnden und so in der Lage sein, große Ansammlungen an Menschen schnell abzuscannen. Sollte sich die öffentliche Meinung allerdings ändern, wollen wohl beide Konzerne an vorderster Front dabei sein. (fsc, derStandard.at, 19.3.2014)