Penfolds, Australiens bekanntester Weinname, wird 170 Jahre alt. Das ist beachtlich, wenn man bedenkt, wie gern Europa Traditionen strapaziert, um das Schisma zwischen Alter und Neuer Weinwelt nur ja aufrechtzuerhalten. 1844 kaufte der Arzt Christopher Penfold Land bei Adelaide, wo er in Frankreich erworbene Rebstöcke pflanzte, um sherryartigen Wein für medizinische Zwecke zu machen.
Heute produziert Penfolds Markenweine wie Koonunga Hill in rauen Mengen, die am Polarkreis ebenso kauf- und trinkbar sind wie auf dem Dachstein. Am edlen Ende des Portfolios steht "Grange". Dessen Philosophie des Best-aus-den-verfügbaren-Regionen widerspricht allem, wovon Europas Wein-Ikonen zehren, weshalb man ihn oft nicht für voll nimmt. Warum Grange dennoch 400 Euro und mehr pro Flasche erzielt, erschließt sich, wenn man gereiftere Exemplare kosten darf.
Penfolds Zugang zum Wein war immer pragmatisch. Verlangte der Markt nach etwas, so machte man das. Zwischen Koonunga Hill und Grange gibt es eine lange Serie von Weinen, die in Stil, Qualität und Preis alles abdecken, was für Australien steht. Familie Penfold behielt übrigens bis 1976 die Kontrolle über das Unternehmen, auch wenn es damals bereits zu einer der Wein-Corporations gehörte. Auch so kann Tradition aussehen. (Luzia Schrampf, Rondo, DER STANDARD, 21.3.2014)