Lech - Kritik am Vorarlberger Skischulwesen sei nicht erlaubt, sagt Hartwin Werl. Der 62-jährige Wiener, seit 38 Jahren am Arlberg als Skilehrer tätig, hat kritisiert und den Kürzeren gezogen. Werl wurde von der Skischule Lech gekündigt.

Weil er in einem Leserbrief an die Vorarlberger Nachrichten das Skischulgesetz und den Umgang der Skischulen mit ihren Mitarbeitern kritisiert habe, vermutet der Skilehrer. In den Skischulen herrsche autoritäre, patriarchale Geisteshaltung. Man käme mit der Veränderung durch das neue Skischulgesetz, das Einmannskischulen und damit neue Konkurrenz zulasse, nicht zurecht. Werl: "Der Druck auf die Mitarbeiter wird immer stärker."

Kein Kommentar

Werl befürchtet eine Rückkehr zum System der Scheinselbstständigkeit, die vom Skilehrerverband befürwortet werde. Zur Erklärung: Bevor die Skischulen auf Druck der Gebietskrankenkasse ihr Personal anstellen mussten, waren die Skilehrer quasi Partner der Schulen. Werl: "Das war ein System der Abgabenvermeidung."

Christian Elsensohn, Leiter der Skischule Lech, will sich zu Werls Kündigung nicht äußern: "Das ist eine interne Angelegenheit der Skischule." Gerüchte, dass gegen den Skilehrer politisch interveniert wurde, weist er zurück: "Ich lasse mich ganz sicher nicht in meinen Personalentscheidungen von außen beeinflussen."

Neue Konkurrenz

Probleme durch die neue Konkurrenz auf den Pisten räumt Elsensohn jedoch ein. Durch den Abgang der bestausgebildeten und erfahrenen Skilehrer, die nun mit Einzelkonzession fahren, bliebe den Skischulen nur die weniger attraktive Aufgabe der Gruppen- und Kinderkurse. "Die Grundversorgung bleibt an den Skischulen hängen, die interessiert die privaten Skilehrer nicht. Die wollen nur die Einzelgäste."

Kooperationen mit den selbstständigen Skilehrern kann sich Elsensohn vorstellen. "Wenn sie die Skischulen nicht als Lückenbüßer in auftragsarmen Zeiten sehen." Schwierig würde die Zusammenarbeit jedoch durch sozialrechtliche Bestimmungen: Skilehrer müssen mittlerweile wie andere Dienstnehmer angestellt werden.

Werl hatte auch die Rahmenbedingungen für seine Berufsgruppe wie schlechte Unterkünfte kritisiert. Werl: "Das hat sich auf die Vergangenheit bezogen." Ja, Skilehrer hätten in Kellerlöchern oder im "Dachbodenschlupf" gewohnt, sagt Elsensohn. Das sei Vergangenheit. Die Skischule Lech habe ein Mitarbeiterhaus im Klostertal gebaut. (jub, DER STANDARD, 19.3.2014)