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Sonntag, ein Uhr früh. Andrej Kiska tritt müde vor die Kameras. Nach seinem starken Abschneiden im ersten Wahlgang dankt er den Slowaken und fordert sie auf, am 29. März erneut zur Wahl zu gehen. Dann verabschiedet er sich: Am Morgen erwarte ihn eine TV-Diskussion. In zwei Wochen könnte Kiska der erste parteilose Präsident des Landes werden.

Der 51-Jährige stammt aus dem nordslowakischen Poprad. Er studiert Elektrotechnik an der Slowakischen Technischen Universität in Bratislava. Nach dem Abschluss ist er bei einem Energieunternehmen angestellt. 1990 emigriert er in die USA, wo er unter anderem auf dem Bau und an einer Tankstelle arbeitet. Nach zwei Jahren kehrt er in die Slowakei zurück, seine Laufbahn als Unternehmer beginnt. Er ist im Schmuckhandel tätig, später gründet und leitet er zusammen mit seinem Bruder die Finanzierungsgesellschaften Tatracredit, Triangel und Quatro. 2005 verkauft Kiska für mehrere Millionen Euro seine Firmenanteile an die VÚB banka. In dieser Zeit stößt er - wie er später im Wahlkampf betont - vermehrt auf Korruption und eine ineffiziente Justiz.

Im Jahr 2006 widmet sich Andrej Kiska karitativer Arbeit. Er gründet die Hilfsorganisation Dobrý Anjel (Guter Engel), die Familien mit kranken Kindern finanziell unterstützt. 2012 geht an alle E-Mail-Adressen in der Datenbank von Dobrý Anjel eine Nachricht, in der Kiska fragt, ob er als Präsident kandidieren soll. Monate später verkündet er seine Entscheidung. Im Mai 2013 beendet er seine Arbeit bei der Hilfsorganisation. Dort habe er aber gesehen, "wie sehr die Menschen Hilfe brauchen und wie wichtig es ist, für eine Wende zum Besseren zu kämpfen". Außerdem habe ihm die karitative Arbeit gezeigt, wie groß das Versagen des Staates, besonders im Sozial- und Gesundheitssystem sei.

2006 erhält Andrej Kiska von der Zeitschrift Trend die Auszeichnung "Manager des Jahres". Fünf Jahre später wird er mit dem Kristálove krídlo (Kristallflügel) für Philanthropie ausgezeichnet.

Als er im Oktober 2012 ankündigt, bei den Präsidentschaftswahlen 2014 zu kandidieren, ist er ein weitgehend unbekanntes Gesicht. Seine Wahlkampagne baut darauf, dass er keine Partei und keinen großen Sponsor hinter sich hat. Geschickt nutzt er die sozialen Netzwerke und wird von bekannten Persönlichkeiten unterstützt. Nach fast zwei Jahren Wahlkampf fordert Kiska nun den mächtigen Premier Robert Fico in der Stichwahl heraus. (Katrin Litschko/DER STANDARD, 17.3.2014)