Älter werden, das darf man nach Ansicht des Leipziger "Tatort: Frühstück für immer" für gesichert annehmen, ist für eine Frau schlimmer als der Tod.

Julia Marschner wird da nach dem Besuch einer Ü-40-Party erwürgt aufgefunden. Ihre Freundin klärt Kommissar Keppler gleich einmal auf über die Gesetze des weiblichen Daseins: "Wenn man in ein gewisses Alter kommt, dann verschwindet man aus den Blicken der Männer. Es ist dann so, als wär man gar nicht mehr da."

Foto: ORF/ARD/Steffen Junghans

Nach dieser Logik zu urteilen, hat das Mordopfer es noch richtig gut erwischt - Kepplers erste Worte, nachdem er sie lange betrachtet hat: "Is' ne schöne Frau." Man beachte das Präsens, in dem sein Kompliment an die Leiche abgefasst ist.

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Autorin Katrin Bühlig und Regisseurin Claudia Garde widmen sich einem wichtigen Thema - gerade erst erschien das Buch "Mutprobe", in dem sich die zukünftige Chefredakteurin der "Frankfurter Rundschau" Bascha Mika damit auseinandersetzt.

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Das hier aber geht maximal als Groteske durch. Die Frauen bewundern in Sektlaune neue Busen (frisch operiert!) und sudern großäugig den Kommissaren aus ihrem gutsituierten Dasein vor. Dazu gibt es einen Schönheitschirurgen, der über Frauen schwadroniert, die "kippen". Offenbar assoziiert er sie mit überdüngten Seen.

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Zudem unterhält er ein kleines SM-Stübchen mit einem Schrank voller Peitschen. Sex gibt es im "Tatort" offenbar nur noch in pseudo-verruchter Ästhetik und wenn mindestens Handschellen im Spiel sind (so wie letzte Woche in Hamburg). Ansonsten bringt diese Folge keine große Erkenntnis - denn dass Frauen über vierzig zu Gewässern werden, das müssen wir doch stark bezweifeln. (Andrea Heinz, DER STANDARD, 17.3.2014)

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Holger Gertz findet die Folge in der "Süddeutschen Zeitung" nicht nur erwartbar, ihn nervt auch das Geturtel der beiden Kommissare: " Jedes Wort, das die Frauen über das eigene Welken sagen, bezieht Saalfeld auf sich, auf ihrem Gesicht die ewige Frage: Bin ich schön? In Kepplers Stimme jederzeit die Antwort: Oh ja, du bist schön."

Christian Buß ist im "Spiegel" angetan: "Wer hätte gedacht, dass ein komplexer Thriller über das Verdrängte in der gelebten Lust ausgerechnet aus Leipzig kommt, wo vor allem die Kommissarin sonst sämtliche Zwischentöne empört niederbrüllt. Martin Wuttke und Simone Thomalla waren noch nie so gut, weil so zurückhaltend." 

Wie hat Ihnen diese Folge gefallen? (red, derStandard.at, 16.3.2014)

 

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