Zürich/Wien - Hermann Beil, ehemaliger Burgtheater-Chefdramaturg und Weggefährte von Claus Peymann, soll laut einer Vorabmeldung des Magazins "News" als Interimsdirektor auf den am Dienstag entlassenen Burgtheater-Direktor Matthias Hartmann folgen. Aus dem Ministerium gab es dazu bisher allerdings keine Bestätigung.

Der Sprecher von Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) sagte, die Gespräche zur Findung eines Burgtheater-Interimsdirektors seien "nach wie vor im Gang". Er verwies auf die Aufsichtsratssitzung am Mittwoch. Dort soll der Interimschef, der laut Ostermayer mindestens bis zur Saison 2015/2016 den Posten des langfristigen Direktors belegen soll, bekannt gegeben werden. Beils Name war im Zusammenhang mit dieser Position bereits in den vergangenen Tagen genannt worden.

Beil selbst wollte am Samstag "zu Spekulationen keinen Kommentar" abgeben, wie ein Sprecher des Berliner Ensembles auf Anfrage der APA ausrichten ließ.

Steuerrechtliche Vorwürfe

Matthias Hartmann sieht sich indessen auch mit steuerrechtlichen Vorwürfen konfrontiert. Der Schweizer "Tagesanzeiger" berichtet in seiner heutigen Ausgabe, dass Hartmann im Sommer 2009 bei seinem Wechsel vom Zürcher Schauspielhaus an die Wiener Burg möglicherweise die Steuerbehörden in der Schweiz und in Österreich getäuscht haben könnte.

Konkret geht es laut dem Bericht um 233.000 Euro, die sich Hartmann von der damaligen Kaufmännischen Geschäftsführerin Silvia Stantejsky für Vorbereitungsarbeiten auszahlen lassen habe. Das Burgtheater ging davon aus, dass die Versteuerung in der Schweiz geschehen sei. Eine Ansässigkeitsbestätigung des Zürcher Finanzamts für Hartmann bis zum 20. Juli 2009 liege vor. Laut den "Salzburger Nachrichten" (Samstag-Ausgabe) ist diese jedoch mit 24. Februar 2014 datiert: "Offenbar wurde sie erst jetzt und nach Berichten über fünf Millionen Steuerschulden nachgereicht, die genau wegen solch fehlender Steuerformulare drohen", so die Zeitung.

Am 20. Juli 2009 habe sich Hartmann beim Bevölkerungsamt der Stadt Zürich abgemeldet, "mit der Begründung: Wegzug nach Wien", so der "Tagesanzeiger". Die Honorarnote für die laut Hartmann-Anwalt Georg Schima in Teilbeträgen bar vorgenommenen Auszahlungen sei laut "Presse" jedoch erst fünf Wochen später, am 29. August 2009, ausgestellt worden - mit einer Zürcher Adresse, an der Hartmann zu diesem Zeitpunkt nicht mehr gemeldet gewesen sei.

Hainz spricht von noch höherer Summe

"Wenn Hartmann seine Rechnung auf eine abgemeldete Zürcher Adresse ausstellt, lässt er damit das österreichische Finanzamt wissen, dass er in der Schweiz Steuer zahlt", wird der Kultursprecher der Grünen, Wolfgang Zinggl, im "Tagesanzeiger" zitiert: "Die Frage ist nun, wo und ob er das tatsächlich getan hat." Roger Keller, Sprecher der Finanzdirektion des Kantons Zürich, erklärt dazu: "Wir können aufgrund des Steuergeheimnisses nicht sagen, ob wir die Sache nun nochmals unter die Lupe nehmen. Die Steuersekretäre und die Leitung des kantonalen Steueramts halten aber Augen und Ohren offen, wenn Hinweise auf mögliche Steuervergehen in Medien auftauchen."

Laut dem Nachrichtenmagazin "Profil" geht der Arbeitsrechtler Bernhard Hainz, der für die Bundestheater-Holding tätig ist, nicht nur von 233.000 Euro, sondern sogar von 363.00 Euro aus, die Stantejsky Hartmann im Juli 2009 bar ausbezahlt hatte. Nach Informationen der APA dürften in dieser Summe aber auch die Regie-Honorare für die beiden Teile von Goethes "Faust" inkludiert gewesen sein, mit denen Hartmann seine Amtszeit eröffnete. Die Barauszahlungen waren in einer Zeit erfolgt, als der designierte Direktor noch kein Konto in Österreich hatte. (APA/red, derStandard.at, 15.3.2014)