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Aids-Patienten erfreuen sich zwar einer höheren Lebenserwartung, haben aber nach wie vor mit Problemen in Alltag und Versorgung zu kämpfen.

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Frühzeitig diagnostiziert und behandelt unterscheidet sich die Lebenserwartung HIV-infizierter Menschen heute kaum von jener gesunder Menschen. Darauf wies am Freitag Lungenfacharzt Christian Zagler vom Otto-Wagner-Spital in Wien im Vorfeld der Vorarlberger Aids-Gespräche 2014 hin. HIV-infizierte Personen würden alt und bräuchten in der Folge ambulante oder stationäre Pflege.

Neue Entwicklung

Dieser Herausforderung widmeten sich deshalb auch die Vorarlberger Aids-Gespräche mit den Themen "Medizin und Pflege", "HIV/Aids und Betreuung" sowie "Positives Leben" in Bregenz. In Vorarlberg leben derzeit drei HIV-infizierte Menschen in Pflegeheimen. Die Zahl werde in den nächsten Jahren aber deutlich steigen, sagte Renate Fleisch von der Aids-Hilfe Vorarlberg. "Wir stehen am Anfang dieser Entwicklung und müssen jetzt etwas tun", so Fleisch.

In Vorarlberg sei es zunächst sehr schwierig gewesen, einen Pflegeheimplatz für HIV-infizierte Klienten zu bekommen. Die Aids-Hilfe Vorarlberg habe sich deshalb entschlossen, in den betroffenen Pflegeheimen Informationsveranstaltungen für das Pflegepersonal und sonstige Mitarbeiter abzuhalten. Auch mit den mobilen Hilfsdiensten gebe es eine flächendeckende Zusammenarbeit. "Damit sind wir bisher gut gefahren", berichtete Fleisch. "Wir geben Information vor Ort und bieten auch Begleitung. Das heißt, wenn man uns braucht, sind wir erreichbar."

Denn Information sei das wichtigste Mittel, um Vorurteile auszuräumen und einer Diskriminierung HIV-positiver Menschen vorzubeugen. Umso erfreuter zeigte sich Fleisch über die hohe Teilnehmerzahl der diesjährigen Aids-Gespräche. Sowohl Mitarbeiter der Hauskrankenpflege, der mobilen Hilfsdienste als auch Schüler der Abschlussklassen der Pflegeschulen hätten sich angekündigt.

Problem Diskriminierung

Die Stigmatisierung und Diskriminierung sei nach wie vor eines der größten Schwierigkeiten von HIV-Infizierten, betonte Wiltrut Stefanek, Obfrau der Interessensvertretung PulsHIV in Wien und selbst Betroffene. In Österreich sei HIV noch immer ein Tabuthema. Viele Infizierte würden außer mit ihrem behandelnden Arzt mit niemanden über ihre Erkrankung sprechen, zu groß sei die Angst vor Zurückweisung und Vorurteilen. Zu recht, wie eine 2013 österreichweit durchgeführte Studie von PulsHIV belegt: Demnach haben 50 von 91 befragten Personen Diskriminierung im medizinischen Bereich sowie im Alltag erlebt.

Viele Menschen hätten noch immer Angst, sich anzustecken. Ohne wirklichen Grund, betonte Zagler. Seit 1983 habe sich im Otto-Wagner-Spital noch nie ein Mitarbeiter mit HIV infiziert, obwohl dort auch hochansteckende Personen behandelt würden. Zudem schütze eine erfolgreiche HIV-Therapie nicht nur die Gesundheit des Betroffenen, sondern reduziere auch das Risiko, das Virus sexuell weiterzugeben, um 96 Prozent. "Kein Virus im Blut, Vaginalsekret oder Sperma bedeutet auch keine Ansteckung", so Zagler. (APA, derStandard.at, 14.3.2014)