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Das "Denkmal Hoeneß" ist gefallen.

Foto: apa/Peter Steffen

Das Münchner Landgericht hat FC-Bayern-Präsident Uli Hoeneß am Donnerstag wegen der Hinterziehung von rund 28,5 Millionen Euro zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt. Hoeneß hatte seine Geschäfte über die Schweizer Bank Vontobel abgewickelt.

Dem Fußballclub und seinen großen Sponsoren hat die Verurteilung vorerst die Sprache verschlagen. Der FC Bayern, Adidas, Audi, Volkswagen und die Deutsche Telekom wollten sich bislang nicht zu der Entscheidung äußern. Auch von der Allianz war keine Stellungnahme zu erhalten. Die Gremien des Vereins und seiner Fußballsparte wollten sich erst beraten, erklärte ein Sprecher des FC Bayern.

Aus der Politik fand das Urteil Zustimmung. Der deutsche Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) drohte den Schweizer Banken mit einer härteren Gangart. Die Verschiebung von Spekulationsgewinnen in Millionenhöhe sei zu einem Geschäftsmodell geworden, sagte Gabriel in der Passauer Neuen Presse. "Man muss die Schweizer Banken deshalb zwingen, alles offenzulegen." Noch besser wäre es, wenn auch Bankvorstände, die Beihilfe zur millionenfachen Steuerhinterziehung geleistet hätten, ebenfalls vor Gericht gestellt würden.

Auch Finanzstaatssekretär Michael Meister (CDU) machte klar: "Steuerhinterziehung ist kein Kavaliersdelikt und wird auch entsprechend geahndet." Das sei richtig so. Er äußerte sich im Deutschlandfunk zuversichtlich, dass künftig Kapitalerträge von Deutschen in der Schweiz durch einen Informationsfluss zwischen den Behörden besteuert werden können. Das sollte über die Ausweitung der EU-Zinsrichtlinie und zusätzliche Vereinbarungen mit der Schweiz gelingen.

Hoeneß muss nun seine Steuerschulden nachzahlen. focus.de titelt mit der Frage: "40 Millionen Euro Steuernachzahlung! Ist Uli Hoeneß jetzt pleite?"

Die sueddeutsche.de geht noch einen Schritt weiter, wenn sie meint: "Strafe muss sein. Maßvoll hart, aber gerecht: Das Urteil von drei Jahren und sechs Monaten demonstriert, dass das Verbot der Steuerhinterziehung wirklich für jeden gilt - und dass niemand davonkommt, so prominent er auch sein mag."

faz.net durchleuchtet den "Prominenten-Malus" und den "Prominenten-Bonus" und sieht davon nicht viel übriggeblieben. Die Verurteilung des "Bürgers Hoeneß" hinterlasse einen schalen Nachgeschmack: Warum, so fragt man sich in dem Beitrag, sei der vermögende Fußballmanager und Wurstfabrikant auf fremdes Startkapital für seine Schweizer Spekulationsgeschäfte angewiesen gewesen?

Für die dw.de ist das "Denkmal Hoeneß gefallen". Ein verurteilter Straftäter an der Spitze des globalen Unternehmens Bayern München, dessen Wert aktuell auf mehr als eine Milliarde Euro taxiert werde, sei nicht hinnehmbar für Aktionäre und Sponsoren.

bild.de beleuchtet indes den letzten Prozesstag unter anderem aus kulinarischer Sicht. Vor dem Urteil habe es Champagnersuppe in einem Nobelrestaurant gegeben. Und da nicht jeder Leser gleichzeitig vor einem Fernseher sitzt, legt bild.de im Liveticker noch mit einer Beschreibung von Hoeneß' Äußerem nach: "Wie an Tag eins und drei trägt er seine bordeauxrote Glückskrawatte, die er unter anderem auch beim Champions-League-Sieg seiner Bayern im Mai 2013 angelegt hatte." (red/Reuters, derStandard.at, 14.3.2014)