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"Können Sie das abblenden?": Gnida genoss es keineswegs, im Scheinwerferlicht zu sein.

Foto: APA

Wien - Anders als andere Richter in aufsehenerregenden Prozessen genießt es Helene Gnida keineswegs, im Scheinwerferlicht der Medien zu stehen. "Können Sie das ablenden?", tadelte sie die Kameraleute bei der Neuauflage des Korruptionsverfahrens gegen Ernst Strasser. "Sonst seh' ich für zehn Minuten so gut wie nichts!" Bis heute existieren auch kaum Aufnahmen für die Presse von der Wirtschaftsrichterin, die auch für Suchtgiftdelikte zuständig ist. Denn auch Fotografen lässt Gnida nie nahe genug an sich heran.

Seitenhiebe

Den Angeklagten Strasser befragte Gnida stets hart, aber höflich - und ohne jeden Sarkasmus. Straff, strikt, streng: Dieser Ruf eilt der Richterin, seit Juni 2005 am Wiener Straflandesgericht, voraus - sonst kann sie sich aber einen Seitenhieb gegen Beschuldigte mitunter nicht verkneifen.

Den früheren Geschäftsführer von Nespresso-Österreich fragte Gnida in seinem Untreue-Prozess im Jahr 2011 etwa, warum er bei einem Monatsgehalt von 7500 Euro netto "den Hals nicht vollkriegen konnte".

Feine Ironie

Viel rascher als geplant wickelte sie im Jahr 2009 als Vorsitzende des Schöffensenats das Verfahren zur Visa-Affäre gegen den ehemaligen Vize-Konsul an der Botschaft in Belgrad ab. Auch sein Urteil fiel mit dreieinhalb Jahren unbedingt streng aus. "Das Verwerflichste ist der 920-fache Amtsmissbrauch", stellte Gnida dazu fest - und rechnete ihm vor: "Hochgerechnet haben Sie drei Jahre jeden Tag einen Amtsmissbrauch begangen!"

Manchmal bedient sich Gnida aber auch feiner Ironie. In einem Drogenprozess, in dem ein Konsument und Zeuge um Schutz vor den Medien ersuchte, weil er der Sohn einer halbwegs bekannten Mutter ist, lehnte Gnida eine Sonderbehandlung ab: "Ich habe mir das angeschaut, Sie sind Reporter bei einem Internetsender. So richtig prominent sind Sie ja gar nicht." (moe; nw, DER STANDARD, 14.3.2014)