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Kennen Sie das auch? Die Märzenbecher strecken ihre Köpfchen erwartungsvoll in die ersten warmen Sonnenstrahlen - man selbst hingegen möchte das Köpfchen in die noch kühle Erde stecken.

Foto: dpa/dpaweb

Ich werfe hin! Ich kann nicht mehr! Allen, die das immer schon und von Anfang an gewusst haben, sage ich: Gratuliere zu Ihrer Menschenkenntnis! Wie soll auch eine Geisteswissenschaftlerin fortgeschrittenen Alters in einem technischen Studium auf Dauer zurechtkommen?! In der Bildungskarenz ging es ja noch, aber jetzt?

Vogel-Strauß-Technik

Vielleicht liegt es ja bloß an einer gewissen Frühjahrsmüdigkeit. Kennen Sie das auch? Die Märzenbecher strecken ihre Köpfchen erwartungsvoll in die ersten warmen Sonnenstrahlen - man selbst hingegen möchte das Köpfchen in die noch kühle Erde stecken. Praktisch Vogel-Strauß-Technik.

Vielleicht liegt es aber auch an meinem Nachbarn, der mich schon wieder um 3 Uhr morgens mit einer kleinen Spontanparty geweckt hat. Kennt wer einen guten Mediator? Natürlich hat er sich tags darauf umgehend entschuldigt, aber das macht mich noch aggressiver. Es müsste ein wirklich guter Mediator sein. 

Berufsbegleitend fremdgehen

Vielleicht gehe ich aber auch zur Studienberatung. Die beraten einen ja sehr zuvorkommend, wenn man ein Studium beginnt - vielleicht beraten sie einen auch, wenn man ein Studium abbrechen will. Oder sie rufen: Halt ein, tu es nicht! Du bist schon so weit gekommen! Du schaffst das! Du kannst das Studium ja neben Beruf und Kind auf Sparflamme weiterbetreiben. Es eilt ja nicht.

Ich gebe es zu: Ich überlege fremdzugehen. Die Universität Wien hinter mir zu lassen. Ich liebäugle mit einem berufsbegleitenden Masterstudienlehrgang, zweijährig. Der ist nicht billig, gewiss, dafür aber genau auf die Bedürfnisse von Berufstätigen wie mich abgestimmt. Es gibt geblockte Lehrveranstaltungen mit Anwesenheitspflicht, aber großteils Fernstudium via Onlinecampus und Selbststudium. Alles sehr international, Unterrichtssprache Englisch.

Universitäres Dschungelcamp

Was denken Sie? Soll ich oder soll ich nicht? Oder beides? Aufgeben? Weitermachen? Wir könnten ja eine Wahl inszenieren. Für 49 Cent sind Sie dabei und können mich hinauswählen aus dem digitalen Mamacontainer. Aus dem universitären Dschungelcamp, wo ich so viele harte Prüfungen bestehen musste, das aber ganz ohne Konkurrenz und Heulkrämpfe, und ohne Sandwürmer oder Skorpione zu verspeisen. Gut, die Mensa war auch nicht immer lecker, aber ich will nicht klagen.

Ich verspreche, dass das ganze Geld aus dem Voting nur dem STANDARD zugutekommt, ich nehme keinen Cent davon. Großes Mamaehrenwort! So leicht komme ich nicht davon, meinen Sie? Ich soll die Entscheidung gefälligst selber treffen? Bin ja schließlich erwachsen. Obwohl der Test auf Facebook letztens ergab: gefühltes Alter 17 Jahre. Schön wär's! (Tanja Paar, derStandard.at, 13.3.2014)