Andreas Schwarz mit seiner Auszeichnung.

Foto: Frauennetzwerk

Wien - Der "Kurier"-Glossist und leitende Redakteur Andreas Schwarz hat in seinem Kurzkommentar auf Seite 1 der Ausgabe vom 7. März 2014 den Weltfrauentag zum Anlass genommen, um sich über die Forderung feministischer Politikerinnen nach mehr weiblichen Straßennamen zu mokieren. "Morgen ist Weltfrauentag, und da stoßen wir auf folgende Unerhörtheit: Zu wenig Straßennamen sind weiblich, in Wien grad drei Prozent", eröffnet Schwarz seinen Kommentar und endet mit einem Verweis auf die seiner Meinung nach sprachlich benachteiligten Franzosen.

Denn "die Franzosen habens ohnehin mit dem falschen Geschlecht: Die Sonne ist männlich, der Mond weiblich, und die Welt heißt le monde. Aber die werden die Sorgen schon noch als solche erkennen, bei irgendeinem der kommenden Weltfrauentage." 

Respektlosigkeit und Geringschätzung

Für dieses "Outing als altbackener Ignorant, der weibliche Anliegen mit Zehennägel aufrollendem Humor gleich zweifach diskreditiert hat", hat ihm das Frauennetzwerk Medien nun das "Rosa Handtaschl" verliehen. Der Weltfrauentag sei ein Anlass, um auf die nach wie vor bestehende Geschlechterungerechtigkeit hinzuweisen, so das Netzwerk. "Diese hat viele Facetten - nicht alle sind auf den ersten Blick gravierend, aber auch unterschwellige Respektlosigkeit ist ein Zeichen von Geringschätzung."

Dass Straßennamen bis heute vorwiegend dazu dienten, das Andenken "mehr oder weniger ehrbarer Männer" hochzuhalten, zeuge von mangelnder Anerkennung für ebenso verdiente Frauen, deren Leistungen ins Vergessen geräten. "Es entsteht der falsche Eindruck, die Geschichte zeige, dass ausschließlich Männer Großes vollbracht hätten." Deswegen sei die Forderung, mehr Straßen und Plätze nach Frauen zu benennen, nicht lächerlich, sondern vielmehr gesellschaftspolitisch bedeutsam, argumentiert das Frauennetzwerk Medien. 

Unangemessene "Launigkeit"

Schwarz hingegen, heißt es in der Aussendung des Netzwerkes, stelle sie "als überflüssige Dummheit dar, die, so wird suggeriert, typisch sei für feministische Wortmeldungen. Darüber hinaus scheut er sich nicht, den Begriff Frauenhaus 'launig' zu interpretieren." Die neue Wiener Seestadt Aspern nämlich, deren Straßen nach Frauen benannt werden sollen, wird in seinem Text als "überhaupt quasi ein einziges Frauenhaus" vorgestellt.

Das Frauennetzwerk findet das nicht besonders witzig: "Die Situation dieser Frauen gleichzusetzen mit dem hoffentlich erholsamen Leben in einem neuen Stadtviertel, in dem halt die Straßen nicht nach männlichen Berühmtheiten benannt sind, ist in hohem Maße unangemessen und eine Verhöhnung von Gewaltopfern."  Immerhin gibt es Hoffnung auf Besserung: Karin Strobl, Vorsitzende des Frauennetzwerks Medien berichtet, dass Andreas Schwarz im Taschl "eine Kombipackung Reue und Einsicht" fände. "Wir wünschen uns, dass er danach sucht." (red, dieStandard.at, 13.3.2014)