Die Salzburger ÖVP hat jetzt einen besonders aggressiven Wahlkampf gegen die "Bettlerbanden" (zumeist Roma) geführt. Und ist damit mächtig auf die Nase gefallen. Die bürgerlichen Wähler hatten offenbar andere Sorgen als ein "Wir sind rechts von der FPÖ"-Thema. Auch das Stift Sankt Peter (gegründet um 696 n. Chr.) setzte sich für eine rationale Vorgehensweise ein.

Dabei kann nicht geleugnet werden, dass viele Bürger offenbar zunehmend Betteln als lästig empfinden. Außerdem stellt sich die Frage der Ausbeutung. Wie damit umgehen? Jetzt hatte in Innsbruck die zuständige Landesrätin Patrizia Zoller-Frischauf (ÖVP) einen neuen Einfall: Sie könne sich vorstellen, dass man Bettler etwa als Schuhputzer zulässt - weil man für Arbeitsleistung ja auch lieber sein Geld hergebe.

Also ... das ist ... möglicherweise nicht ganz durchdacht. Wie viele Bettler gibt es auf den Straßen Wiens, Salzburgs und Innsbrucks? Und wie viele Menschen würden sich heute noch die Schuhe putzen lassen, bzw. überhaupt putzbare Schuhe tragen? Träger von Sneakers, Crocs und (bald wieder) Flip-Flops fallen schon einmal aus; und die Träger von feinen Budapestern - würden die eine ungelernte Kraft an ihre Maßbock lassen? Außerdem sind auch in Städten wie Istanbul die professionellen Schuhputzer seltener geworden.

Die Wahrheit ist: Betteln ist auch ein Beruf, und ein ziemlich harter dazu. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 13.3.2014)