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Tough, ohne jemals irgendwo anzuecken: Brigitte Jank.

Foto: APA/Neubauer

Als in Wien am Sonntag die Kunde von ihrem Rückzug als Wirtschaftskammerpräsidentin die Runde machte, war Brigitte Jank in Sotschi. Was sie dort tat? Sie ist auch Präsidentin des Österreichischen Behindertensportverbands und war als solche bei den Paralympics dabei.

Überhaupt kann man Jank getrost als Multifunktionärin bezeichnen: Vizepräsidentin des FK Austria Wien, stellvertretende Vorsitzende des Uni-Rats der Angewandten, Vizepräsidentin des internationalen Immobilienverbandes FIABCI - und das ist nur ein Bruchteil ihrer Ämter. Im Übrigen ist sie Bildungssprecherin der ÖVP im Parlament, eine Rolle, auf die sie sich nun konzentrieren will. So lautet zumindest die offizielle Begründung für ihren Rückzug von der Wiener Kammerspitze.

Als Jank Ende 2004 Frau Präsidentin wurde, kam dies in der männerlastigen Kammer einer Revolution gleich. Überhaupt hat sich die gebürtige Hernalserin mehrfach in Testosteron-Domänen etabliert. Sie führt mit ihrem Mann ein Immobilienunternehmen und betont gern, dass sie nur wenige Tage nach der Geburt ihrer Tochter schon wieder im Büro gewesen sei.

Paradefeministin ist sie dennoch keine. Viel zu groß wäre die Gefahr, irgendwo anzuecken. Große Kontroversen oder Emotionen sind Janks Sache nicht. Das Lächeln wirkt stets unnahbar, der Zweiteiler sitzt auch an den schweißtreibendsten Sommertagen perfekt, nur selten gönnt sich die 62-Jährige einen Schluck Wein. Als Entspannung, sagt Jank, empfindet sie einen Arbeitstag in der eigenen Firma.

Diese Kontrolliertheit steht im krassen Gegensatz zum Wiener Schmäh von Bürgermeister Michael Häupl (SP), mit dem Jank kraft ihres Amtes häufig Socialising-Termine absolvierte - wie etwa die skurril-legendäre Saisoneröffnung an der Alten Donau. Die traditionelle Bootsfahrt verweigerte Jank, dafür stellte man ihr für die Fotos ein Steuerrad ans Ufer.

Bei der Wiener VP steuert Jank tatsächlich federführend (mit); nicht zuletzt die skeptisch-angriffige Parteilinie zur Verkehrsberuhigung der Mariahilfer Straße ging auf ihr Konto. Angesichts der Konkurrenz durch die Neos steht dem VP-Wirtschaftsflügel ein schwieriges Kammer- und Gemeinderatswahljahr 2015 bevor. Mit ihrem Rückzug von der Spitze des Wirtschaftsbundes ist Jank nun jedenfalls am sicheren Ufer. Und es bleibt ja noch ein knappes Dutzend (repräsentativer) Ämter. (Andrea Heigl, DER STANDARD, 12.3.2014)