Linz - Könnte man den Bundeskanzler direkt wählen, könnte Amtsinhaber Werner Faymann gerade einmal 18 Prozent der Wähler hinter sich bringen - wobei die Faymann-Wählerschaft sich auf einen Teil der SPÖ-Anhänger beschränken würde, aus anderen Parteien könnte der Kanzler kaum jemand gewinnen, aus dem Kreis der politisch nicht Fixierten auch nur etwa jeden Sechsten.

Anders der Zweitplatzierte in der aktuellen Market-Umfrage für den STANDARD: Matthias Strolz von den Neos bekäme nicht nur von erklärten Neos-Sympathisanten, sondern auch von vielen Grünen und ÖVP-Wählern eine Chance.

Damit liegt Strolz (wenn auch statistisch nicht signifikant) sogar vor FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache. Dessen Freiheitliche Partei liegt sowohl in den Rohdaten als auch in der Market-Hochrechnung an erster Stelle in der Wählergunst. 27 Prozent stellen einen deutlichen Abstand zur zweitplatzierten SPÖ dar, die nur auf 22 Prozent zählen kann. Das bedeutet, dass die SPÖ gegenüber dem Wahlergebnis vom vergangenen Herbst rund fünf Prozentpunkte (bei gleichbleibender Wahlbeteiligung wären das mehr als 200.000 Wähler) verlieren würde.

Während die SPÖ von 26,8 auf etwa 22 Prozent und die ÖVP im gleichen Maß von 23,99 auf 19 Prozent sinken würde, könnten die Freiheitlichen bei einer vorgezogenen Wahl etwa sechseinhalb Prozentpunkte zulegen.

Spindelegger überwindet Tief

Die Schwäche der ÖVP zeigt sich auch in der mangelnden Unterstützung ihres Obmanns Michael Spindelegger. Wie die Grafik zeigt, käme der Vizekanzler und Finanzminister derzeit auf etwa zwölf Prozent in der direkten Kanzlerfrage. Das ist aber immer noch besser als auf dem absoluten Tief, das Market im Jänner mit sieben Prozent für den ÖVP-Chef gemessen hatte.

Weitere auffallende Punkte:

  • SPÖ und ÖVP ohne Mehrheit - Die beiden Regierungsparteien, die bei der Wahl nur mit Mühe gemeinsam über 50 Prozent der Stimmen gekommen sind, haben seither kontinuierlich verloren, zusammen kämen sie nur noch auf 41 Prozent.
  • Neos und Grüne gleichauf - Auch wenn die FPÖ ganz deutlich in der Wählergunst gewonnen hat, so ist der Zuwachs der Neos sowohl relativ als auch absolut größer: Von 4,96 Prozent bei der Wahl sind sie in der Umfrage auf 13 Prozent und damit auf das Niveau der Grünen gestiegen.
  • Stronach und BZÖ bedeutungslos - Das Team Stronach, das im Herbst 5,73 Prozent erreicht hatte, ist jetzt nicht einmal mehr halb so stark - und damit ähnlich wie das BZÖ auf absehbare Zeiten ohne Mandatschance.  (Conrad Seidl, DER STANDARD, 12.3.2014)