Mick Harvey, Paul Wallfisch, Alexander Hacke und Danielle de Picciotto sind The Ministry of Wolves und am Mittwoch in der Szene Wien zu erleben.

Foto: Mute / Thomas Ecke

Wien - Normalerweise gibt man Fersengeld, wenn man von so einem Projekt hört: Es vertont jemand die Märchen der Brüder Grimm! Fadgas- und Kunstkrampfalarm, aber hallo. Aber so ist das oft, dass Musiker ab einem gewissen Sättigungsgrad beim Theater landen. Dort hat das Projekt Ministry of Wolves seinen Ausgang genommen.

Auf Basis einer Adaption eines Grimm-Märchens von Anne Sexton, die von Claudia Bauer in Dortmund auf die Bühne gebracht wurde.

Doch vertont haben in dem Fall inspirierte Künstler. Micky Harvey, das musikalische Mastermind von Nick Cave & the Bad Seeds (bevor diese fad geworden sind). Alex Hacke von den Einstürzenden Neubauten, seine Herzdame Danielle de Picciotto, die zuletzt die Live-Visuals der reformierten Band Crime and the City Solution verantwortete und Paul Wallfisch.

Den kennt man von Bands wie Botanica - und er ist der musikalische Direktor des Dortmunder Theaters. Aus dem Projekt entstand ein Album, das die vier Musiker zurzeit auf einer kleinen Europatournee präsentieren. Heute, Mittwoch, gastieren sie in der Szene Wien.

Allem Misstrauensvorschuss zum Trotz ist The Ministry Of Wolves - Music From Republik Der Wölfe ein Album mit wundervoller Musik geworden. Dass nachtschwarze Erzählkunst bei Mick Harvey gut aufgehoben ist, hat er über drei Jahrzehnte lang bewiesen. Bei Ministry of Wolves tauchen einige bekannte Charakteristika auf, wie man sie von diversen Nick-Cave-Meisterwerken kennt: minimalistisches Klavier, getriebenes Schlagzeug, ein in den Boden bohrender Bass, eine gequälte Gitarre ...

So werden Texte über Hansel and Gretel, über Snow White, den Frog Prince und andere am Abgrund zum Albtraum angesiedelte Märchen in mitreißende Songs übertragen. Ohne Pathos, aber doch mit Gespür für das dramatische Moment. Oft wird man diese vier zusammen nicht spielen sehen. So gesehen und von der Qualität des Albums her geziemt es sich also, von einem Pflichttermin zu sprechen. (Karl Fluch, DER STANDARD, 12.3.2014)