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Mit Hängematten demonstrierten Schweizer Studierende 2009 gegen die Ökonomisierung von Bildung - nach dem Aus für Erasmus+ hängen sie in der Luft, wenn es darum geht, was folgen wird.

Foto: AP/Klaunzer

Wien/Bern - Von nicht weniger als dem "Tod für die internationale Dimension der Schweizer Hochschullandschaft" ist die Rede, wenn der Verband der Schwei- zer Studierendenschaften (VSS-UNES) über das Ende für das Studierendenaustauschprogramm Erasmus+ spricht. "Das hat auch eine katastrophe Signalwirkung nach außen", sagt Ayse Turcan aus dem Vorstand der VSS.

Seit dem 26. Februar ist offiziell, worüber zunächst nur spekuliert wurde: Die EU schließt die Schweiz für das Studienjahr 2014/2015 vom Austauschprogramm Erasmus+ aus, da die Schweiz wegen des Volksentscheids zur Begrenzung der Zuwanderung ein Abkommen mit Kroatien gestoppt hat.

Für viele Studierende bedeutet dieses Aussetzen den Verlust eines Kernstücks ihres Studiums.

Ungehörte Warnungen

Um mehr als das Doppelte - von 1262 auf 2612 - waren die Zahlen, der in die Schweiz kommenden Studierenden von 2001 bis 2011 gestiegen, ähnlich rapide verlief der Anstieg derer, die das Land für das Studium verließen - von 1476 auf 2673. Ab 2011 wurde die Schweiz als volle Partnerin bei den europäischen Mobilitätsprogrammen anerkannt - nun wird sie wieder wie ein Drittstaat behandelt.

Für Schweizer Studierende kann das zum finanziellen Problem werden, denn bleiben ausländische Studierende aus, können die Schweizer deren Plätze in London, Paris oder Wien nicht einnehmen, ohne dafür Gebühren zu zahlen. "Wir haben davor gewarnt. Wir haben gesagt, dass dieses Referendum die Studierenden hart treffen könnte", betont die Sprachwissenschaftsstudentin Turcan immer wieder.

Derzeit werden "unter Einbezug der Stakeholder Alternativszenarien geprüft", sagt Therese Steffen Gerber vom Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation. Vorerst darf der Bundesrat das Geld, welches das Parlament für die Teilnahme an Erasmus+ bereits zugesagt hat, für eine Übergangslösung verwenden. Die Schweiz würde dann Stipendien für einheimische und ausländische Studierende selbst bezahlen - die offizielle Entscheidung steht aber noch aus.

Unklare Zukunft

"Unter Studierenden herrscht völlige Unklarheit, wie es weitergehen wird", sagt Turcan. Auch als Studierendenvertreterin bliebe ihr nichts anderes übrig, als sich über Zeitungsberichte und andere Kanäle zu informieren und "zu hoffen". Diese Woche richtete der VSS eine Online-Petition ein - einen Appell für einen offenen europäischen Hochschulraum. Auf einen Lichtblick hofft auch die Schweizer Rektorenkonferenz. Sie empfiehlt Interessenten,sich ungeachtet der düsteren Erasmus-Zukunft, trotzdem anzumelden. (Louise Beltzung Horvath, Lara Hagen, DER STANDARD, 6.3.2014)