Backfisch Amy Winehouse auf Besuch bei ihrer Oma.

Foto: TJM

Wien - Der Tod ist nicht das Ende. Zumindest nicht bei Prominenz aus dem Popgeschäft. Immerhin zählen zu Marken gewordene Namen wie Elvis Presley, Kurt Cobain, Jimi Hendrix oder Michael Jackson zu den Topverdienern im Geschäft - trotz des bereits erfolgten Dahingeschiedenseins. Auch die britische Sängerin Amy Winehouse ist nicht mehr unter uns, und natürlich wurde ihr schmales künstlerisches Erbe den Marktgesetzen konform nach ihrem frühen Tod 2011 ausgeschlachtet.

Umso erfreulicher ist es, dass die heute, Dienstag, im Jüdischen Museum Wien eröffnende Ausstellung Amy Winehouse - Ein Familienporträt nicht der Geruch posthumer Geldmacherei umweht.

Die Ausstellung glorifiziert nicht das vergeudete Talent, sie gewährt stattdessen Einblicke in das Privatleben der Sängerin, die mit ihrem 2006 erschienenen Album Back to Black Musikgeschichte geschrieben hat. Es war ein Album, das den Geist von 1960er-Jahre-Soulalben wiederbelebte. Der Retrogedanke sowie die Sehnsucht nach jener Zeit schlägt sich in der schmalen Sammlung entsprechend nieder. Man sieht alte Kühlschrankmagneten, einschlägige Schallplatten, Kostüme. Die jüdische Identität der Sängerin spielte in ihrem Leben offenbar keine besondere Rolle. Zwar gibt es Zeugnisse enger familiärer Bande, die etwa ihr Bruder Alex in der aus London übernommenen Schau formuliert hat, für ihre Kunst hatte ihre Abstammung von Juden, die Ende des 19. Jahrhunderts aus Weißrussland geflohen waren, keine Bedeutung.

Das ist das über der Schau schwebende Fragezeichen. Was wird hier zusammengedacht? Kosmische Zufälle? Und selbst wenn von Winehouse familiäre Bekenntnisse als jüdisches Mädchen überliefert sind, so schlägt sich das in der gezeigten Sammlung nicht anders als in Behauptungen nieder.

Der Stammbaum der Familie hat nichts mit der stark überschminkten Dame auf dem ausgestellten Cover des Rolling Stone zu tun. Oder alles. Das ist Deutungssache. Zu sehen sind Familienfotos, Jugenderinnerungen, ihre Gitarre oder zwei leere Vogelkäfige der Sängerin, von denen, wie man erfährt, nur einer je einen Vogel beheimatet haben soll, einen Kanarienvogel. Das hinterlässt einen doch eher ratlos. (Karl Fluch, DER STANDARD, 11.3.2014)