Das Interesse an der Zukunft bzw. am Ende der Hypo Alpe Adria ist groß. Am Montag versuchte Finanzminister Michael Spindelegger in einer Pressekonferenz Antworten zu geben.

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Die staatliche Hypo wird den Steuerzahler sehr bald eine Stange Geld kosten. Die Bank braucht frische Mittel für die Bilanz 2013. Am Montag bestätigte das Finanzminister Michael Spindelegger (ÖVP) bei einem Pressegespräch in Wien so: Er sei "erschüttert", dass im Zusammenhang mit der Bilanz 2013 von "möglichem neuen Staatsgeld" die Rede sei. Tags zuvor hatte Notenbank- und Taskforce-Chef Ewald Nowotny Ähnliches angedeutet.

Wenig später ging die Bank selbst an die Öffentlichkeit. In einer Ad-hoc-Mitteilung gab der Vorstand bekannt, man könne "nicht ausschließen", dass das Institut eine weitere Geldspritze brauche, um im Jahresabschluss 2013 die Kapitalquoten zu erfüllen. Zur Erinnerung: Erst im Vorjahr hat die Bank 1,7 Mrd. Euro bekommen, mehr als eine Milliarde davon Ende Dezember. Ende Jänner klang alles noch anders. Ein Standard-Bericht über unmittelbaren Kapitalbedarf der Bank wurde energisch zurückgewiesen: Die Hypo Alpe Adria werde die für die Bilanzerstellung 2013 nötigen Kapitalvorschriften erfüllen, erklärte Konzernchef Alexander Picker damals. Nachsatz: "Gerüchte über eine unmittelbar bevorstehende Kapitalmaßnahme weise ich absolut zurück."

Wie der STANDARD aus Eigentümerkreisen erfahren hat, muss der Staat weitere 500 Millionen einschießen - je nach Gutachterbewertung ist gerüchtweise sogar von bis zu einer Milliarde die Rede. Die Antwort auf Spindeleggers rhetorische Frage im Journalistenkreise "Was hat sich jetzt in zwei Monaten geändert?" ist durchaus zu beantworten.

Schwarzes Loch Italien

Laut Wohlinformierten kämpfen die Banker im Wesentlichen an drei Fronten. Das größte Loch sei demnach in Italien entstanden. Dort ist ja ein Leasingskandal aufgeflogen (Kunden wurden bei den Konditionen über den Tisch gezogen; die Bank muss Millionen zurückzahlen), nun gibt es weiteren Wertberichtigungsbedarf.

Zudem muss die österreichische Mutter Hypo International Geld für Refinanzierungen lockermachen. Summa summarum soll das allein 500 Mio. Euro ausmachen. Das besonders Peinliche daran: In den Gesprächen mit dem Finanzministerium in Wien über den aktuellen Kapitalbedarf für 2013 im November soll vom "Italien-Desaster" (ein Involvierter) noch keine Rede gewesen sein. Das Standing von Hypo-Finanzvorstand Johannes Proksch (kommt von den Bayern-Beratern Morgan Stanley, wie Spindeleggers Spezialberater Dirk Notheis) beim Hypo-Eigentümer soll sich ziemlich verschlechtert haben.

Alarm in Südosteuropa

Zudem haben die Nachrichten (bzw. lange Jahre fehlende Nachrichten) zu den Hypo-Abwicklungsmodalitäten samt den Diskussionen über eine Insolvenz die lokalen Aufsichtsbehörden in Südosteuropa alarmiert. "Sie setzen der Hypo und ihren Töchtern nun die Daumenschrauben an und verlangen angesichts der Unsicherheiten höhere Eigenkapitalquoten", berichtet ein von den Vorgängen Informierter. Auch die angeblich erneut verschlechterte Wirtschaftslage belaste die Bank, berichten Insider.

Kalte Füße haben aber auch die Wirtschaftsprüfer bekommen. Sie müssen ja noch die Bilanz 2013 testieren. Und da hängt, wie oft berichtet, alles an der Frage, wie es mit der Bank weitergeht. Zwar hat Spindelegger am Montag angekündigt, er wolle "den Taskforce-Vorschlag (Abbau in einer Anstalt; Anm.) umsetzen" - dafür ist aber das Placet der Exaktionärin BayernLB nötig.

Die Wirtschaftsprüfer sind nun dem Vernehmen nach nicht mehr bereit, von der Fortführung der Bank auszugehen - in dem Fall müssten enorme Abschreibungen eingebucht werden. Entsprechend hoch wäre der Geldbedarf.

Gefahren drohen auch wegen der Übertragung der Aktiva in eine Abbaubank, bei der die Bewertungen von einem unabhängigen Gutachter evaluiert werden. "Damit wird die Werthaltigkeit der Aktiva und Sicherheiten der Hypo Alpe Adria bei Übertragung an die Abbaugesellschaft auch durch Dritte bestätigt", erklärte der Chef der Statistik Austria, Konrad Pesendorfer. Bewertungsdifferenzen oder realisierte Verluste beim Verkauf von Assets gleich nach der Übertragung würden sich defiziterhöhend auswirken.

Bilanzieren kann die Bank also nur, wenn die Regierung rasch Geldspritzen für die neuen Löcher garantiert: Der Aufsichtsrat will die Bilanz am Freitag absegnen. Klappt das nicht, bleibt die Insolvenz. Laut Juristen die ungeordnete, denn: In dem Fall müsste sofort die Bankenaufsicht aktiv werden.  (Renate Graber, Andreas Schnauder, DER STANDARD, 11.3.2014)