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Die Formkurve zeigt stetig nach oben.

Foto: EPA/SHRESTHA

Dominic Thiem hat im Moment Siebenmeilenstiefel an, so schnell wie seine Karriere derzeit vorwärts geht. Vor einem Jahr rangierte Thiem noch auf Platz 300 der ATP-Weltrangliste, jetzt hat er mit dem Sieg über den Franzosen Gilles Simon und dem Einzug in dritte Runde von Indian Wells seinen bisher größten Erfolg gefeiert. Seinen Trainer Günther Bresnik überrascht die Leistungsexplosion nicht wirklich. "Dominic hat seit letztem Mai erstmals über einen längeren Zeitraum ohne gesundheitliche Beschwerden durchtrainieren können. Im Match zeigt er nun seine Trainingsleistungen. Wobei er gegen Simon gar nicht optimal gespielt hat", sagt Bresnik.

Neben 28.000 US-Dollar Preisgeld hat sich Thiem weitere 61 ATP-Punkte gesichert. Der Niederösterreicher wird sich erstmals in den Top 90 der Weltrangliste wiederfinden.

Bresnik betreut Thiem seit dessen Kindertagen und beobachtet "einen Burschen, der seit zehn Jahren tagaus, tagein mit einer Leidenschaft trainiert, wie ich so noch nie bei einem Sportler gesehen habe." Thiem ist 20 Jahre alt, hat den Sprung in den Pool der Hauptfeld-Spieler sogar um ein Jahr früher geschafft als seinerzeit Jürgen Melzer. Und das obwohl der Bresnik-Schützling seinem Potenzial körperlich noch immer leicht hinterher hinkt. "An seiner Physis muss er natürlich weiter arbeiten, technisch ist er aber stärker als alle anderen Spieler in seinem Alter."

Bresnik hat lange nach einem Konditionstrainer für Thiem gesucht, sogar zu Roger Federers Betreuer Pierre Paganini oder bei Red Bull-Chefmediziner Bernd Pansold soll es Kontakt gegeben haben. Konditionell wird Thiem mittlerweile vom ehemaligen Extremsportler Sepp Resnik mit teils unorthodoxen Methoden gedrillt, schleppt Baumstämme im Lauftempo durch die Natur oder macht Sprinttraining um Mitternacht bis zur totalen Erschöpfung. Das scheint sich auszuzahlen.

Demütig

Mit seinem Spiel war Thiem gegen Simon sehr zufrieden. "Die Rückhand war wieder unfassbar. Longline habe ich sie richtig zelebriert", jubelte der Rechtshänder. Seine Chancen gegen Julien Benneteau (ATP-Nr. 65) dürfte er haben. Der Franzose hat heuer gerade mal drei Erstrunden-Siege zu Buche stehen und im Vergleich zum Vorjahr 30 Plätze in der Weltrangliste eingebüßt. Das Spiel findet am Dienstag als viertes Match auf Court 2 statt, der Betrieb wird um 19 Uhr MEZ aufgenommen. Im Achtelfinale würde Thiem den Sieger aus der Partie Feliciano Lopez (Spanien) gegen Mikhail Kukushkin (Kasachstan) treffen. Im Viertelfinale könnte sogar Novak Djokovic warten.

Wo immer Dominic Thiem in der Öffentlichkeit auftritt, kommt er gut an. Selbstkritisch sei er und bescheiden. "Er hat von Adidas einen WM-Ball geschenkt bekommen. Das freut ihn mehr als das Preisgeld, das er gewinnt. Den Ball trägt er jetzt überall mit sich herum. Das ist auch eine Stärke von ihm", sagt Bresnik.

Sein Potenzial hat er laut seinem Trainertream noch nicht annähernd ausgeschöpft, Thiem selbst sieht vor allem bei der Konstanz in seinen Returns und in seinen Aufschlägen noch Verbesserungspotenzial. Bresnik: "Er ist eigentlich noch ein Jugendlicher, der im Herrentennis Erfolge feiert." (Florian Vetter, Sigi Lützow, derStandard.at, 10.3.2014)