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Die Einsamkeit von Teamchef Marcel Koller in Klagenfurt. Die Leistung hat ihm besser gefallen als die Stimmung.

Foto: APA/ Neubauer

Klagenfurt - Österreichs Fußballteam hat in Klagenfurt den nächsten, kleinen Schritt getan. Schafft man gegen den Weltranglistensiebenten Uruguay ein 1:1, ist das keine Pein. "Es ist ein Resultat, mit dem wir gut leben können", sagte Zlatko Junuzovic, den sich Oscar Tabaraz nun gemerkt hat. Vor der Partie hatte sich der Teamchef der Südamerikaner dafür entschuldigt, dass er sich die Namen der österreichischen Kicker nicht merken könne. Für einen, dessen Mutter Spanisch gesprochen hat, sind sie Zungenbrecher. Nur "Alaba" hatte Tabarez unfallfrei über die Lippen gebracht. Nach dem Spiel sagte er: "Junuzovic war herausragend."

In Klagenfurt wurde das 1:2 von Stockholm in der WM-Quali gegen die Schweden wiederholt. Fulminante erste Halbzeit, mäßige bis schlechte zweite. Ein paar Unterschiede hat es doch gegeben. Klagenfurt wurde nach einem 1:0-Vorsprung nicht verloren, Uruguay ist stärker einzuschätzen als Schweden. Stockholm war allerdings Pflicht, da ging es ums Eingemachte, am Aschermittwoch wurde nur geprobt.

Die Kommunikation

Teamchef Marcel Koller lobte und tadelte. "Vor der Pause haben wir sehr gut kombiniert, das war hervorragend. Wir hätten in dieser Phase mehr Tore erzielen müssen, im Abschluss fehlte wieder einmal die Konzentration." Den Leistungsabfall führte Koller auch auf die fehlende Routine zurück. "Wir müssen noch lernen, Tempo rauszunehmen. Oft agieren wir zu hektisch, anstatt uns Gedanken darüber zu machen, was eigentlich auf dem Platz abgeht." Der Schweizer ortete zudem eine Kommunikationsschwäche. "Wir brauchen mehr Lautstärke auf dem Platz, müssen den Ball monopolisieren, Ruhe reinbringen. Es muss ökonomischer agiert werden, diesbezüglich sind wir noch nicht so abgezockt." Junuzovic gestand ein: "Uns ist die Puste ausgegangen. Wir tun uns leichter beim Agieren als beim Reagieren." Der Bremen-Legionär tritt dafür ein, "dass wir unsere starken Phasen verlängern. 45 Minuten sind zu kurz."

Koller sieht das ähnlich. Am 30. Mai wird in Innsbruck gegen Island getestet, am 3. Juni in Olmütz gegen Tschechien. "Könnte ich es mir aussuchen, würde ich für 90 starke Minuten plädieren. Aber man kann das ja sukzessive steigern. 60, 70, dann 90." Personelle Erkenntnisse konnten durchaus gewonnen werden. Martin Hinteregger drängt sich in der Innenverteidigung als Partner von Aleksandar Dragovic für die EM-Quali auf. Der 21-jährige Salzburger zeigte gegen den starken Luis Suarez ein bemerkenswertes Zweikampfverhalten. Koller über Hinteregger: "Er ist von Natur aus ein ruhiger Typ. Das kommt ihm in der Hitze des Gefechts entgegen." Die Nichtnominierung von Kapitän Christian Fuchs hatte laut Teamchef wenig mit Fuchs zu tun. "Ich wollte Markus Suttner sehen."

Die Wertschätzung

Eine ganz alte Erkenntnis war, dass Marc Janko als Sturmspitze alternativlos ist. Er erzielte sein 17. Tor fürs Team. Janko steckt das Leiden von Trabzonspor, wo er sich den Hintern auf der Ersatzbank nahezu wund sitzt, beeindruckend weg. "Komme ich zum Team, bin ich ein anderer Mensch. Es ist eine komplett andere Wertschätzung, die ich hier erfahre." Koller überraschen Jankos Leistungen nicht. "Es ist kein Geheimnis, dass er Fußballspielen kann. Ich schätze ihn und lasse es gerne zu, dass er bei uns zeigt, was er draufhat."

Irgendwann wird es wieder ein Länderspiel in Klagenfurt geben, so viele brauchbare Stadien bietet das Land ja nicht. Von der Stimmung her war es ein ziemliches Desaster, nicht die größten Pessimisten hätten gedacht, dass 22.000 Menschen derart leise bis apathisch sein können. Möglicherweise war das eine Nachwirkung des Faschingsdienstags, der speziell in Kärnten zur Kultur gehört und lustig sein soll.

Koller verspürte Sehnsucht nach Wien. "Die Stimmung hat mich sehr gewundert. Vielleicht sind die Leute hier Fußball auf diesem Level nicht gewohnt." (Christian Hackl, DER STANDARD, 7.3.2014)