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Steve Jobs

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Das gekrauste ("nappy") Haar eines US-amerikanischen Teenagers wurde 1999 Namensgeber für den Erzfeind der Musikbranche: Napster. Unter diesem Usernamen trieb sich Shawn Fanning in Chaträumen herum, um Werbung für seine gleichnamige neue Tauschbörse zu machen. Im Mai 1999 ging sie an den Start, ein Jahr später waren mehr als 20 Millionen Titel verfügbar. Eine kulturelle Revolution, die unvermittelt über die Musikwirtschaft hereinbrach.

"Man war schlicht überfordert"

Diese hatte gerade ihr umsatzstärkstes Jahr aller Zeiten hinter sich, nun stürzten die Zahlen ab. "Man war schlicht überfordert", sagt Hannes Eder, Präsident des Verbandes der Österreichischen Musikwirtschaft (IFPI). Die Branche reagierte vor allem mit Abmahnungen und Drohgebärden, auch in Österreich. Zeitgleich kaufte Bertelsmann 2002 Napster für 85 Millionen Dollar. Erste Beruhigung brachte Apples iTunes, das ab 2003 ein Portal zum legalen Download von Musik bot und durch seine einfache Bedienbarkeit die Massen überzeugte.

"Apple-Chef Steve Jobs hat vermutlich die Branche gerettet", sagt Eder, der auch die Universal Music Austria leitet, "wenngleich ihn die Major-Labels durch die Lizensierung ihres Contents massiv unterstützt haben". Erst durch die Zusammenarbeit sei der Erfolg des Geschäftsmodells möglich gewesen. Allerdings sind auch zahlreiche positive Veränderungen zu vermerken: So wurde durch billigeres Aufnahme-Equipment und soziale Netzwerke die Partizipation am Musikmarkt erleichtert. Jeder konnte seine Platte günstig selbst aufnehmen und verbreiten.

Geldverbrennungsmaschinen

Eine Entwicklung, die primär Indie-Labels zugutekommt, wie Lelo Brossmann von "Wohnzimmer Records" erklärt: "Dass unter diesen Bedingungen Geldverbrennungsmaschinen, wie es Majors noch in den 90er-Jahren waren, auf Dauer nicht existieren können, stört mich auch nicht weiter." Hoffnung setzt die Branche nun in Streamingdienste wie Spotify, bei denen gegen eine monatliche Gebühr unbegrenzt Lieder konsumiert werden können.

Die beiden Labelchefs sind sich denn auch einig, dass Spotify das Blatt wenden kann. In Skandinavien machen Streamingdienste schon fast achtzig Prozent des Gesamtumsatzes aus, hier blüht eine ähnliche Entwicklung. So mutet es angesichts der Entwicklungen ironisch an, dass Napster mittlerweile selbst zu einem legalen Streamingservice avanciert ist. (Fabian Schmid, DER STANDARD, 8.3.2014)