Foto: Thomas Wirnsperger

Der Weg vom Parkplatz im Talschluss Richtung Schödertal bis zum Ötzlsee ist im Normalfall immer gefahrlos zu begehen.

Foto: Thomas Wirnsperger
Foto: Thomas Wirnsperger

Anreise: Von Sankt Johann per Ski- oder Postbus 540

Gehzeit: Ötzlsee: 1 Stunde, Schödersee je nach Verhältnissen 2 bis 3 Stunden

Route: Talwirt - (Kreealm-Wasserfall) - Seegut - Ötzlsee; Schödertal - Schödersee; Rückweg auf dem Hinweg

Schwierigkeiten/Lawinengefahr: Bis zum Ötzlsee vollkommen unproblematische Wanderung, auf dem Weiterweg ins Schödertal kann häufig akute Lawinengefahr herrschen. Aktuelle Info: www.lawine.salzburg.at

Einkehr: Talwirt

Karte: Kompass, WK 80 "St. Johann – Salzburger Land" oder freytag & berndt WK 191 "Gasteiner Tal – Wagrain – Großarltal"

Weiter Infos: Großarltal

Grafik: DER STANDARD

Vom Trubel in beinahe unbewegte Stille, von zerbauter Künstlichkeit in eine fast unberührte Landschaft - ganz schnell geht das im Großarltal, an dessen Ende ein weiteres Tal beginnt, wo die Natur noch sein darf, was sie ist.

Basislager dieser kleinen, aber feinen Tour, die bei nahezu jedem Wetter und zu jeder Jahreszeit unternommen werden kann, ist der Talwirt in Stockham/Hüttschlag am Eingang in den Nationalpark Hohe Tauern. Als Prolog bietet sich ein Besuch des Talmuseums an, wo altes bäuerliches Kulturgut wie Mühlen, eine Bergwerksschmiede oder ein Bauernhaus aus anno dazumal die hiesige Geschichte erlebbar macht.

Nun aber los. Wer bis zum Schödersee will, sollte in den Wintermonaten Schneeschuhe mithaben, wer nur den Ötzlsee anpeilt, braucht ganzjährig bloß stabile Winterschuhe. Unsere Tour beginnen wir mit einem Umweg, denn nur fünf Minuten abseits des regulären Wegs liegt der Kreealm- oder Stockham-Wasserfall. 50 Meter fällt er tosend über einen Felsen und präsentiert sich zu jeder Tages- und Jahreszeit in unterschiedlichem Licht.

Zurück zum Weg 512, den wir nun nicht mehr verlassen, um ihm schnurgerade ins Schödertal zu folgen. Begleitet von Infotafeln, die uns allerhand über die Geschichte, Mineralien, Pflanzen und Tiere im Schödertal erzählen, flanieren wir auf einem fast ebenen Weg taleinwärts und erahnen ringsum Sumpfwiesen - Reste ehemaliger Moore und Seen. Kurz danach die alten Mauerreste des Seegutes, eines der ältesten Bauerngehöfte hierorts, das bereits im Jahre 1200 urkundlich erwähnt wurde.

Erst Rotwild, dann Alpenlachs

Immer stiller wird es nun, selbst die Großarler Ache, die wir auf einer Brücke überqueren, schlängelt sich wie verschwiegen durch die Winterlandschaft. Wir stapfen durch unberührten Schnee an einem Rotwildgehege vorbei bis zum Ötzlsee, wo seit 1998 eine besondere Rarität gehalten wird: der Alpenlachs. Wir finden den See schwarz und unbewegt vor, nur von den Ufersträuchern fallen Tautropfen ins Wasser und ziehen kleine Kreise. An sich hätte man nun bereits das Ziel einer lohnenden Halbtagestour erreicht.

Wer weiter ins Schödertal vordringen möchte, sollte auf die Schneeverhältnisse achten: Liegt zu viel, wird's zur Schneewühlerei, und es droht Schneebrettgefahr! Ansonsten erwartet uns ein wirklich unvergessliches Naturerlebnis, ist das Schödertal doch eine Urlandschaft, wo noch eine kleine Terra incognita beginnt.

Kein Platz für laute Bäche

An einer alten Holzknechthütte vorbei folgen wir nun dem Schöderbach, der manchmal ungestüm plätschert, dann wieder plötzlich verstummt, weil er unter riesigen Blockstürzen verschwindet. Der Grund dafür: Im engen Taltrog hat er schlichtweg keinen Platz, sich oberirdische Wege zu suchen.

Über einige Brücken geht es in den Nationalpark Hohe Tauern. Dann heißt es aufpassen, denn von der brüchigen Grauwand fällt der Hang steil in den Talgrund - hier kann der Schnee leicht ins Rutschen kommen. So geht es weiter durch ein scheinbar unbetretenes Fleckchen Erde bis zu einer kleinen Jagdhütte und wenig später zum Schödersee auf 1440 Meter Seehöhe.

Interessant: Es handelt sich um einen periodischen See, der sich nur während der Schneeschmelze und nach Regengüssen füllt und so einen natürlichen Hochwasserregler bildet. Während der Schönwetterperioden im Sommer trocknet er aufgrund seines unterirdischen Ablaufes oft zur Gänze aus, zurück bleiben wenige Rinnsale.

Auf dem Weg zurück tun wir uns weniger schwer, da wir nun nicht mehr spuren müssen, sondern den eigenen ausgetretenen Pfaden folgen können. Die Terra incognita ist also entdeckt, und wir kehren zurück in die Zivilisation, sprich: zum Talwirt auf eine Gulaschsuppe oder Kasnocken. (Thomas Rambauske, DER STANDARD, Album, 8.3.2014)