München/London/Rom/Stockholm - Die "Münchner Abendzeitung" ist zahlungsunfähig. Die Eigentümerfamilie sieht sich nach eigenen Angaben nicht mehr in der Lage, weitere Mittel zur Verfügung zu stellen. Am Mittwoch beantragte das Boulevardblatt beim Amtsgericht München die Insolvenz.

70 Millionen Euro Verlust schrieb der Verlag seit 2001. Alleine 2013 waren es nach dessen Angaben 13 Millionen Euro Minus. 110 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen hat der Verlag derzeit; ihre Gehälter sind nach Angaben von Eigentümern und Management bis einschließlich Mai durch das Insolvenzverfahren gesichert. Die Zeitung soll vorerst weiter erscheinen. Die Eigentümer suchen Investoren.

Die Zeitung gehört den Nachfahren von Werner Friedmann, der die Boulevardzeitung 1948 gegründet hat. Friedmann war seit 1946 Gesellschafter und in den 1950er-Jahren auch Chefredakteur der "Süddeutschen Zeitung". Seine Familie ist noch mit rund 17 Prozent am Verlag dieser Münchner Qualitätszeitung beteiligt.

Die "Abendzeitung Nürnberg" haben die Friedmanns 2010 an Telefonbuch-Verleger Gunther Oschmann verkauft (in Österreich an Radio Arabella beteiligt). Er stellte die "AZ Nürnberg" 2012 ein.

"Guardian" gesichert

Die Zeitungswelt liefert jedoch nicht nur schlechte Nachrichten: Der "Guardian" meldet nach rückläufigen Jahren mehr Umsatz, die Online-Einnahmen stiegen um ein Viertel auf 85 Millionen Euro. Der Verkauf der 50,1 Prozent am Portal "Auto Trader" für 754 Millionen Euro sichere die "Guardian"-Medien jedenfalls für die nächsten 30 Jahre, ließ das Medienhaus im Besitz einer Stiftung verlauten.

Schon Ende Jänner startete Pagina 99, eine Wirtschafts- und Kulturtageszeitung auf lachsfarbenem Papier, in Italien. Ebenfalls im Jänner erschien in Schweden die linksliberale "Dagens ETC" als täglicher Ableger eines Wochenmagazins. (red, DER STANDARD, 6.3.2014)