Mittagessen ab 3,25 Euro - bei Lane & Merriman's dürfen sich studentische Bobos willkommen fühlen.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Der Burger mit selbst faschiertem Rind auf hausgemachtem Brioche-Bun, gereiftem Cheddar und fettknusprigen, dreifach frittierten Fritten.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Am Anfang der Spitalgasse, wo sich bisher Wettcafés, All-you-can-eat-Asiaten, Schnell-Schuster und andere aufrechte Gentrifizierungs-Verweigerer aneinanderreihten, spannt sich seit Neuestem eine verdächtig appetitlich wirkende Markise in bordeauxrot und weiß über den Gehsteig. Da steht "Lane & Merriman's" drauf, Namen, die dem literarisch versierten Leser vielleicht geläufig sind - aus Oscar Wildes "The Importance of Being Earnest" (im Deutschen manchmal als "Bunbury" bekannt).

Vor und hinter der Eingangstür wird Obst und Gemüse zu Marktpreisen feilgeboten, in der Auslage sind appetitliche Tartes, Kuchen, Cakes und Muffins unter gläsernen Glocken und auf Etageren zu erkennen.

Shabby-Chic-Atmosphäre

Beim Eintreten fällt der Blick auf eine Stellage mit Brot und Gebäck, offenkundig selbst gebacken, verlockend anzusehen und mit exotischen Bezeichnungen wie "Lager & Oat" oder "Stout Bread" ausgewiesen. Dem Angebot zum Trotz ist der Laden aber keine neue Edelbäckerei, kein Konditor, nicht einmal eine Delikatessenhandlung, sondern ein Pub. Man mag sich auf ersten Blick nur schwer vorstellen, dass in dieser bukolisch-femininen Shabby-Chic-Atmosphäre das Schütten unvernünftig großer Mengen Biers im Mittelpunkt stehen könnte.

Betreiber David Gannon sieht das freilich gar nicht so. Der Ire, der im Lane & Merrimans auch den Küchenchef gibt, will mit seinem Lokal an die Tradition irischer Dorfpubs anknüpfen: "Bis in die 1960er-Jahre war das Pub in vielen irischen Gemeinden auch die Greißlerei, wo eingekauft wurde, während man sich ein Gläschen genehmigte". Das will Gannon wiederbeleben.

Man kann ihm und der Nachbarschaft nur wünschen, dass hier der richtige Ort für solch ein beschauliches Konzept ist. Fassbier, ein Stout von O'Hara, rinnt jedenfalls wie schwarze Seide durch die Kehle - sehr gefährlich. In der Flasche sind allerhand spannende Ales zu haben, das Helle von Villacher/Piestinger hingegen ist vor allem eines: hell.

Flüsterritze

Gannon haut sich mit erheblichem Elan ins Abenteuer. Der Standort, einst ein berüchtigtes Grindbeisl, wurde in Eigenregie entkernt und mit Geschick sowie einigen Plünderzügen durch die Flohmärkte zu einem ansehnlichen Lokal umgebaut, das aus allen Ecken und Ritzen "Bobo" zu flüstern scheint.

Dass genussfähige Studenten hier Zielpublikum sind, macht auch die Preispolitik deutlich - zu Mittag gibt es warmes Essen ab 3,25 Euro, der dicke Burger mit selbst faschiertem Rind auf hausgemachtem Brioche-Bun, gereiftem Cheddar und fettknusprigen, dreifach frittierten und auch sonst sehr köstlichen Fritten kommt aber auf 12,95 - dafür kann man sich auch soviel von dem geilen, träge aus der Glasflasche glucksenden Bio-Ketchup nehmen, wie man will.

Fish & Chips halten dem Vergleich mit den besten der Stadt (O'Connors oder doch Charlie P's?) stand, davon abgesehen gibt sich die Karte noch schmal. Was insofern kein Problem ist, als die Kuchen in der Auslage nicht nur schön anzuschauen sind, sondern (Stout & Chocolate Tarte!) auch richtig köstlich sind und sogar in den diversen veganen Varianten etwas entwickeln, das Wohlgeschmack beachtlich nahe kommt. Allerhand rare Irish Whiskeys gibt es auch! (Severin Corti, Rondo, DER STANDARD, 7.3.2014)