Wien - Jeder vierte Arbeitslose in Österreich ist älter als 50, im Vergleich zum Vorjahr ist die Arbeitslosigkeit in dieser Altersgruppe im Februar um über 20 Prozent gestiegen. Die Regierung will gegensteuern und Unternehmen Geld dafür zahlen, ältere Arbeitnehmer anzustellen. Für die bereits im Regierungsprogramm angekündigten Maßnahmen sollen in den nächsten drei Jahren 210 Millionen Euro in die Hand genommen werden, das Geld reicht laut Arbeitsministerium für 20.000 Jobs pro Jahr.
Experten sehen diesen Schritt positiv, auch wenn vor Missbrauch gewarnt wird. "Es besteht die Gefahr, dass Unternehmen gefördert werden, die auch sonst Ältere benötigen würden", sagt etwa Helmut Mahringer vom Wirtschaftsforschungsinstitut. Unter älteren Menschen, die eigenständig Probleme hätten, Arbeit zu finden, sei die Gefahr aber kleiner. Auch Helmut Hofer vom Institut für Höhere Studien (IHS) sieht die Subventionen positiv. Sie seien "sicher nicht die schlechtesten Mittel", um die Arbeitslosigkeit zu senken.
Positive Wirkungen
Neben Lohnsubventionen nimmt die Regierung auch 140 Millionen Euro für "sozioökonomische Betriebe" in die Hand. Das Ministerium spricht von "Beschäftigungsmöglichkeiten im Bereich der Betreuung von Schülern, Bewegungsangeboten, Haushalts- und Mobilitätsdienstleistungen". Hier sollen Menschen arbeiten, die sonst keine Anstellung finden. Schaffe man es damit, die Leute in private Unternehmen zu bringen, seien diese Maßnahmen sinnvoll, so Hofer.
Helmut Mahringer pflichtet ihm bei: "Wir haben dazu Evaluierungen durchgeführt, es gibt längerfristig positive Wirkungen." Dieser sogenannte zweite Arbeitsmarkt stabilisiere Arbeitslose auch persönlich. So könnten weitere Qualifikationen gesammelt werden. Geht es nach Mahringer, wird dieser Bereich in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen: "Die Problemfälle werden zunehmen." Das Arbeitsmarktpaket der Regierung wurde bereits im Parlament als Antrag eingebracht, die Maßnahmen sollen ab Mai umgesetzt werden. Noch heuer sollen 100 Millionen fließen, weitere 100 Millionen im nächsten Jahr, 150 Millionen dann 2016.
Früher ansetzen
Die neuen Arbeitslosenzahlen sieht IHS-Experte Hofer indessen nicht ganz so negativ. "Die Beschäftigung unter Älteren ist weiter angestiegen." Es sei gut, dass Ältere nicht mehr überwiegend in der Frühpension landen. Wenn man aber seinen Job verliere, habe man es über 50 schwer, einen neuen zu finden. Um das Grundproblem der hohen Altersarbeitslosigkeit zu lösen, müsse man früher ansetzen.
Es sei international belegt, dass in der Frühförderung die besten Ergebnisse erzielt werden. Hier könne man ansetzen, um später gravierenden Defiziten vorzubeugen. Auch Gesundheitsförderung ist für den Ökonomen ein wichtiger Punkt. Man müsse etwa darüber nachdenken, die Menschen spätestens mit 40 Jahren aus körperlich-anstrengenden Berufen herauszubringen. (Andreas Sator, derStandard.at, 4.3.2014)