Klar, Putin muss so handeln, der kann sich doch nicht die Ukraine wegnehmen lassen, und die USA/EU/Nato, die stecken doch hinter den Faschisten, die diese Regierung da vertrieben haben, die war ja immerhin rechtmäßig gewählt; ja, schon, die haben die eigenen Bürger abknallen lassen, aber man kann das nicht mit unseren Maßstäben messen, jedenfalls darf man da nicht diese "dumpfe, unreflektierte Putin-Dämonisierung" betreiben.

So schreiben die Putin-Versteher in den Internetforen und Leserbriefspalten, so reden sie in den TV-Diskussionen. Der Foren-Troll, der akademische "Russland-Experte", der Top-Manager und der "kleine Mann", die ganz Linken und die ganz Rechten sind sich einig: "Ein solches Land braucht eine starke Führung. Im Moment (gibt es) in Russland niemanden, der die Sache besser machen würde als Putin" (Sigi Wolf, Manager, zuerst bei Stronach, jetzt bei einem russischen Oligarchen).

Falsch. Putin ist nur ein weiterer jener russischen Autokraten, die ihr Land nach innen nicht entwickeln können und stattdessen mit Erpressung nach außen arbeiten. Imperium statt Entwicklung. Putins "Eurasische Zone", eine Art Zombie-Sowjetunion, ist ohne die Ukraine tot. Die Ukrainer aber wollen etwas Besseres als das Putin'sche Retro-Modell. Sie sehen, wie es nebenan in Polen geht: demokratisch und prosperierend. Das aber begreifen die Putin-Versteher nicht. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 4.3.2014)