Wien - Wie reagieren Luftfahrzeuge, wenn sie mit hoher Geschwindigkeit bei extremen Temperaturen durch Wolken fliegen? Für die Sicherheit in der Luftfahrt ist diese Frage von zentraler Bedeutung. Derartige Bedingungen können nun im weltweit größten Klima-Wind-Kanal in Wien-Floridsdorf simuliert werden. Am Montagnachmittag wurde die neue Vereisungseinrichtung offiziell eröffnet.

Beim Flug durch Wolken sammeln sich an der Oberfläche von Fluggeräten feine Tröpfchen, die dann gefrieren. So können sich auf Triebwerken, Rotoren, Sensoren oder Tragflächen innerhalb weniger Minuten zentimeterdicke Eisschichten bilden. Hersteller müssen für neue Produkte nachweisen, dass ausreichend Vorkehrungen getroffen wurden, um Beeinträchtigungen der Flugsicherheit durch Eisbildung auszuschließen. Um diese Prozesse in sicherer Umgebung studieren zu können, braucht es Anlagen, die die Bedingungen in der Luft möglichst exakt simulieren.

"Der Klima-Wind-Kanal ist eine gut funktionierende Wettermaschine", sagt der Technische Direktor des Prüfstands von Rail Tec Arsenal (RTA), Gabriel Haller. Im Bereich von minus 45 bis plus 60 Grad und bei Windgeschwindigkeiten von knapp 300 km/h werden dort vor allem Schienen- und Straßenfahrzeuge auf ihre Wetterfestigkeit überprüft.

Unterschiedliche Wolkenzusammensetzungen

Mit einem neuen System, dem rund 1,15 Mio. Euro teuren "Icing Rig" besteht nun auch die Möglichkeiten, Wolken im Klima-Wind-Kanal zu erzeugen. Dabei handelt es sich im wesentlichen um ein vielfältig einsetzbares Sprühgerüst, so Haller. Um verschiedene Wolkenarten hinsichtlich ihrer charakteristischen Tröpfchengrößen und Wolkendichten zu simulieren, müsse unter verschiedenen Vereisungsbedingungen, zwischen minus zwei und minus dreißig Grad, Wasser versprüht werden.

Aus 264 Düsen können die künstlichen Wolken gleichzeitig auf eine Fläche von 16 Quadratmetern geleitet werden. Das ermöglicht etwa die komplette Vereisung eines Hubschraubers bei der Simulation geringer Fluggeschwindigkeiten. In einer weiteren Anordnung können Wind und Wasser zusätzlich durch eine Kontraktionsdüse geleitet werden. Damit verringert sich zwar die Fläche auf weniger als neun Quadratmeter, allerdings können die Tests so bei knapp 300 Stundenkilometern und mit einer höheren Wassermenge durchgeführt werden.

An Tests in der weiterentwickelten Anlage seien diverse Helikopter- und Kleinflugzeughersteller interessiert. Am neuen Klima-Wind-Kanal sollen künftig zwei bis drei Projekte pro Jahr im zeitlichen Umfang von jeweils vier bis acht Wochen durchgeführt werden. (APA, 3.3.2014)